Dem smarten Zuhause werden in diversen Prognosen blühende Zukunftsaussichten attestiert. Nun neigen Marktforscher gelegentlich dazu, Entwicklungen und Trends allzu oberflächlich zu betrachten und über Probleme hinwegzusehen. Widmen wir uns also einem Aspekt, der ein Wachstumshemmnis im Smart Home-Markt darstellen könnte: Smart Home Apps, die alles andere als smart sind.

Nein, die Hardware ist nicht (mehr) das Problem – hat sie doch in den vergangenen Jahren eine erfreuliche Entwicklung durchlebt: Wir erinnern uns etwa an viel zu groß geratene Heizkörperthermostate oder klobige Zwischenstecker, die mittlerweile (überwiegend) formschönen Alternativen gewichen sind. Das Problem sind die Apps!

Viel zu oft führen eine oder gleich mehrere der folgenden Probleme zu genervten Smart Home Anwendern:

  • Die Smart Home App ist nur für iOS und nicht für Android verfügbar (oder umgekehrt).
  • Die App nervt mit einem viel zu langen Startvorgang (Ich will nicht eine gefühlte Ewigkeit warten, um das Licht auszuschalten!).
  • Die Bedienung oder die Oberfläche der App ist unterirdisch (ein Problem, das gerne auch in Kombination auftritt).

Hinzu kommt: Viele Unternehmen scheinen kaum in Weiterentwicklung ihrer Smart Home Apps zu investieren. Beispiel RWE Smart Home: Seit unserem Test des Systems Anfang 2013 hat der Hersteller keine nennenswerten Updates für die mobile App bereitgestellt. Dementsprechend sind die in unserem Erfahrungsbericht kritisierten Punkte nach wie vor aktuell: Die App reagiert träge, bietet keine zeitgemäße, für Touchscreens optimierte Oberfläche und unterstützt noch immer keine Push Notifications – von Funktionen wie Geofencing oder die Unterstützung von Smartwatches ganz zu schweigen. Der Frust der Kunden ist mittlerweile deutlich aus den App Store Bewertungen herauszulesen (“Einfach jämmerlich”, “total veraltet”, “Kein Fortschritt zu erkennen” etc.).

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei einem Blick auf die Reviews der Somfy App, die in Apples App Store aktuell mit lediglich zwei von sechs möglichen Sternen bewertet wurde (“Unglaublich – wenn möglich, würde ich Minus Sterne vergeben!”). Auch bei dem Newcomer Devolo Home Control sieht die Lage nicht viel besser aus: Die iOS-App kommt zur Zeit im App Store auf anderthalb von fünf möglichen Bewertungssternen (“Läuft nicht stabil”, “Unzuverlässig und träge”, “Taugt nicht”).

Dass die oben genannten Probleme keine Einzelfälle sind, zeigt eine Studie von Argus Insights, in der die Autoren ein ernüchterndes Fazit ziehen:

According to data compiled from nearly 50,000 Smart Home device and app reviews from August 2015 to the present, the incumbent home security companies like ADT, Comcast and AT&T are failing to delight consumers with their apps while the more innovative and newer Smart Home-focused companies like Vivint and Honeywell appear to be cultivating a more synchronized hardware and software ecosystem and are doing better among consumers.

Cate Lawrence hat die Studie in ihrem Artikel auf Readwrite aufgegriffen und das Fazit noch drastischer zusammengefasst:

Make Better Apps—Or Get Out Of The Way.

Freilich gibt es noch eine weitere Alternative, auf die auch Cate in ihrem Artikel eingeht:

And if you discover you’re not a very good app developer? Then you’d be best off opening up an API and letting others build better apps for you.

Schade, dass sich gerade hierzulande viele Smart Home Anbieter mit offenen Schnittstellen so schwer tun. Stattdessen wird krampfhaft an einer eigenen App gewerkelt, was im Ergebnis viel zu oft zu den oben genannten Problemem führt. Auch mit Blick auf die nach wie vor recht hohen Smart Home Kosten ist das nicht akzeptabel. Ob das Jahr 2016 hier eine Besserung mit sich bringt? Wir halten euch in unserem Newsletter auf dem Laufenden.

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Author

Nico berichtet seit 2013 über Smart Home-Themen und ist Herausgeber von Housecontrollers.de.