Smart Home Systeme liegen nicht nur im Trend, sondern erweitern auch kontinuierlich ihre Möglichkeiten. Wenn ihr ein Smart Home System kaufen möchtet, solltet ihr umfassend die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Systeme miteinander vergleichen. Wir zeigen, worauf ihr bei der Auswahl achten solltet.

Smart Home Einstieg: Im Vorfeld gründlich planen

Auch wenn die Preise langsam sinken und die Verbreitung zunimmt, sind Smart Home Systeme nicht günstig. Je nach Leistungsumfang und Größe des Systems können schnell mehrere hundert oder auch mehrere tausend Euro anfallen (siehe hierzu auch unseren Beitrag zu den Smart Home Kosten). Aus diesem Grund solltet ihr auch darauf verzichten einfach ein auf dem ersten Blick passend erscheinendes Smart Home System zu kaufen, sondern nach Möglichkeit das System im Vorfeld planen und kalkulieren. Sucht beispielsweise zwei bestimmte, zu euren Wünschen passende Systeme heraus und berechnet die Kosten für die von euch benötigten Komponenten. Berechnet dabei am besten die Kosten pro Raum oder pro gewünschter Funktion. So könnt ihr ganz modular die verschiedenen Fähigkeiten durchkalkulieren. Auf dieser Basis erst ist es sinnvoll sich zu entscheiden und ein passendes Smart Home System zu kaufen.

Eine zentrale Frage für den Aufbau eines Smart Home Systems: Soll das System kabelgebunden oder mittels Funk aufgebaut werden? Kabelgebundene Systeme eignen sich vor allem für Sanierungen und Neubauten, da hier die notwendigen Kabelschächte einfach verlegt werden können. In einem bereits fertig eingerichtetem Haus sollte eher auf die verschiedenen Funkstandards gesetzt werden, da die Kosten für eine nachträgliche Verkabelung in der Regel schlichtweg zu hoch sind.

Die verschiedenen Funkstandards bei Smart Home Systemen

Die erhältlichen Smart Home Lösungen sind nach wie vor nicht oder nur teilweise miteinander kompatibel. So lässt sich beispielsweise ein Gerät, dass für Apples Smart Home-Plattform HomeKit entwickelt wurde, nicht mit einer Z-Wave Zentrale wie dem Fibaro Home Center verbinden. Diese fehlende Kompatibilität erschwert die Wahl eines Smart Home-Systems, da im Vorfeld genau geprüft werden muss, welche Komponenten, wie beispielsweise Sensoren, Thermostate oder Lampen, für welche Plattform erhältlich sind.

Betrachten wir nun einmal, welche Standards aktuell am Markt vertreten sind. Insgesamt sind fünf Standards vorrangig vertreten. Das sind:

  • ZigBee
  • Z-Wave
  • EnOcean
  • WLAN
  • Bluetooth
  • DECT ULE

ZigBee ist dabei ein recht moderner Standard, welcher vor allem in Europa weite Verbreitung gefunden hat. Hersteller wie Philips, Osram oder auch SegnLED setzen auf diesen Standard. Der ZigBee Standard ist zudem mit EnOcean kompatibel, was den Einsatzbereich nochmals erhöht. Z-Wave hingegen ist ein wenig älter, aber viel klarer auf die Nutzung unterschiedlicher Hersteller ausgerichtet. Z-Wave arbeitet allerdings territorial, sodass beispielsweise Geräte aus Europa und Amerika nicht miteinander kompatibel sind. Der Hersteller Devolo setzt beispielsweise mit seinen Geräten auf den Z-Wave-Standard.

EnOcean hingegen ist ein System, dessen Controller batterielos betrieben werden und auf Bewegungsenergie und Licht zur Stromproduktion setzen. Mittlerweile werden EnOcean-Controller in viele Produkte verbaut, ohne dass dies auf den Produkten kenntlich gemacht werden müsste. WLAN ist mittlerweile zu einem der bekanntesten Standards geworden, besonders weil ein WLAN mittlerweile in beinahe jedem Haushalt zu finden ist. WLAN kann mit den anderen Smart Home Standards relativ gut kombiniert werden. DECT Ule (DECT Ultra Low Energy) hingegen ist ein energiesparsamer Standard, welcher vor allem vom Hersteller AVM, dem Produzenten der bekannten Fritz!Boxen, eingesetzt wird.

AVM FritzBox: Die aktuellen Generationen des Routers lassen sich auch als Smart Home-Zentrale einsetzen.

Mehr Flexibilität mit offenen Smart Home-Plattformen

Z-Wave, Dect Ule, Bluetooth und Co.: Die zahlreichen verschiedenen Funkprotokolle erschweren die Wahl eines Smart Home-Systems. Immerhin gibt es mittlerweile einige Smart Home-Lösungen, die verschiedene Standards miteinander verbinden. So unterstützt das auf der Qivicon-Plattform basierende Magenta SmartHome-System der Telekom beispielsweise die Protokolle Homematic, Homepatic IP, Zigbee, WLAN und Dect Ule.

Das bedeutet allerdings nicht, dass automatisch sämtliche Komponenten, die eines der genannten Protokolle unterstützen, mit dem System kompatibel sind. Vielmehr müssen die Entwickler das jeweilige Produkt zunächst in die Plattform integrieren, damit es mit dem System kompatibel ist. Auch hier muss also vor dem Kauf der Komponenten zunächst geprüft werden, ob das gewünschte Produkt bereits kompatibel ist. Für das Magenta SmartHome-System berechnet die Telekom eine monatliche Grundgebühr von fünf Euro.

Ein weiterer Anbieter, der mit einer hohen Anzahl an unterstützten Funkstandards punkten kann, ist Homee. Das modular aufgebaute System besteht aus einer Zentrale (“Homee Brain Cube”), die von Haus aus mit Smart Home-Produkten der Hersteller Netatmo, Nuki, AVM FRITZ! und Belkin WeMo kompatibel ist. Bei Bedarf kann die rund 130 euro teure Zentrale um Module ergänzt werden, um so die Standards Z-Wave, Zigbee oder EnOcean nachzurüsten. Jedes Modul kostet rund 100 Euro. Eine monatliche Grundgebühr fällt für Homee nicht an. 

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Smart Home Einstieg: Klein starten und langsam steigern

So verlockend und hilfreich ein Smart Home auch sein mag, nicht jeder ist von den Leistungen eines solchen Systems begeistert oder lässt sich dauerhaft überzeugen. Aus diesem Grund ist es zielführend, zunächst klein anzufangen und nur wenige Komponenten für ein Smart Home System zu kaufen. Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern zeigt auch in kürzester Zeit, ob ein Smart Home für den eigenen Haushalt überhaupt in Frage kommt und sich alle Bewohner mit dem System anfreunden können. Wenn dies der Fall sein sollte, kann anhand einer vorherigen Planung und Kalkulation nach und nach das Smart Home erweitert und durch neue Funktionen ergänzt werden.

Das Smart Home System konfigurieren und bedienen

Es ist zwar hilfreich sich für einen oder mehrere Standards zu entscheiden, aber auch die Bedienbarkeit und die Funktionalität sollten bei einem Smart Home im Fokus stehen. Nachdem einige Systeme in die engere Auswahl genommen wurden, empfiehlt es sich, die Smartphone-Apps in den Apps Stores von Google oder Apple im Vorfeld anzusehen und insbesondere einen Blick auf die Nutzerkommentare und Bewertungen zu werfen. Hier zeigen sich oftmals Schwächen der einzelnen Apps, welche das Leben mit dem Smart Home System deutlich erschweren können.

Galerie: Smartphone-App des Magenta SmartHome-Systems (Beispiel)

Smart Home mit Sprache steuern: Anbieterübersicht (Auswahl)

Wird die Steuerung per Sprache bevorzugt, muss ein Smart Home System gewählt werden, welches mit digitalen Assistenten wie Siri, Amazon Alexa oder dem Google Assistenten kompatibel ist. Zahlreiche Hersteller haben ihre Systmee mittlerweile an Amazon Alexa, Apple Siri oder den Google Assistant angebunden:

Amazon Alexa-kompaible Smart Home-Systeme

  • Innogy SmartHome
  • Magenta SmartHome
  • Devolo Home Control
  • Medion SmartHome
  • Bosch Smart Home
  • Fibaro
  • Homee
  • Mydlink Smart
  • HomeMatic IP
  • Philips Hue (Beleuchtung)
  • Ikea Tradfri (Beleuchtung)
  • Tado (Heizungssteuerung)

Google Assistant: Kompatible Smart Home-Systeme

  • Nest (Thermostate, Kameras, Türklingel)
  • Magenta SmartHome
  • Homematic IP
  • Philips Hue (Beleuchtung)
  • Ikea Tradfri (Beleuchtung)
  • Tado (Heizungssteuerung)

Apple Siri: Kompatible Smart Home-Systeme

  • Elgato Eve
  • Koogeek
  • Philips Hue (Beleuchtung)
  • Ikea Tradfri (Beleuchtung)
  • Tado (Heizungssteuerung)
Smart Home Sprachsteuerung mit Google Home Mini
Vernetzte Lautsprecher wie der Google Home Mini ermöglichen die Sprachsteuerung des Smart Home.

Fazit: Smart Home System kaufen: Das solltet ihr beachten

Planung ist alles: Vor der Wahl eines Smart Home Systems sollte genau geprüft werden, welche Funktionen mit dem System überhaupt abgedeckt werden sollen. In vielen Fällen ergibt es Sinn, mit wenigen Komponenten, wie beispielsweise Tür- und Fenstersensoren, zu starten und bei Gefallen das System weiter auszubauen – auf diesem Weg lassen sich teure Fehlinvestitionen vermeiden. In einem weiteren Ratgeber haben wir Tipps zusammengestellt, mit denen ihr bei dem Kauf von Smart Home Systemen Geld sparen könnt: Smart Home, aber günstig.

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Author

Nico berichtet seit 2013 über Smart Home-Themen und ist Herausgeber von Housecontrollers.de.