Auf dem Markt für die smarte Steuerung der Heizung tummeln sich mittlerweile diverse Anbieter – wer hier Kunden von seinem Produkt überzeugen möchte, muss sich einiges einfallen lassen. Das Unternehmen eCozy versucht mit einem schicken Design des Heizkörperthermostats, verspricht eine einfache Bedienung und eine Heizkostenersparnis von bis zu 30 Prozent. In unserem eCozy Testbericht haben wir ausprobiert, wie gut das Thermostat im Alltag funktioniert.

 

Lieferumfang und erster Eindruck

Im Paket des in diesem Test vorgestellten “eCozy Smart Home Starter Kit befinden sich neben einem Thermostat die Central Unit, die als Steuerungszentrale dient und mit dem heimischen WLAN verbunden wird. Außerdem hat Ecozy die benötigten Batterien sowie Adapter für die gängigen Heizkörper beigelegt (Danfoss RA Ventil, Danfoss RAV Ventil, Danfoss RAVL Ventil).

Heizungssteuerung mittels App
Das eCozy-Thermostat ermöglicht die Heizungssteuerung mittels App.

Das Heizkörperthermostat macht mit seinen abgerundeten Ecken und den schwarzen Touchscreen einen eleganten Eindruck, allerdings ist es mit einer Breite von 7,5 Zentimetern recht voluminös. Dennoch: Im Vergleich zu vielen anderen elektronischen Heizkörperthermostaten ist das eCozy ganz klar ein optisches Highlight. Gut gefällt uns auch das reduzierte Design der Steuerungszentrale. Ein nettes Gimmick ist das leuchtende Logo auf der Oberseite der Zentrale.

Central Unit: Die Zentrale steuert die angeschlossenen Thermostate mittels Funk (Zigbee).

Einrichtung und Inbetriebnahme

Während eCozy in unserem Test mit einem schicken Design punkten konnte, verlief der Einrichtungsvorgang recht holprig. Dabei müssen “eigentlich” für die Einrichtung lediglich die WLAN-Daten in der Steuerungszentrale hinterlegt und das Thermostat mit der Zentrale verbunden werden. Für den ersten Schritt wird die eCozy App (Android, iOS) heruntergeladen, die Zentrale mit Strom versorgt und das Smartphone zunächst in das WLAN-Netz der Zentrale eingebucht (WLAN: ecozy_generic, Passwort: ecozy_generic). Anschließend werden die Zugangsdaten des eigenen WLAN-Netzes in der Zentrale hinterlegt.

Name und Passwort des eigenen WLAN-Netzes werden in der eCozy-Zentrale hinterlegt.

Anstatt hierbei das WLAN-Netz aus einer Liste der verfügbaren Netze auszuwählen, muss der Name des Netzes (und natürlich das dazugehörige Passwort) fehlerfrei in der App eingegeben werden – für Nutzer mit einer längeren oder kryptischen WLAN-Bezeichnung dürfte dieser Schritt eine typische Fehlerquelle sein. Im nächsten Schritt werden die mitgelieferten Batterien in das Thermostat eingelegt, das vorhandene Thermostat von der Heizung abgeschraubt und durch das eCozy-Thermostat ersetzt. Die Installation des Thermostats ist absolut unkompliziert und in einer Minute erledigt. An Werkzeug wird – wenn überhaupt – lediglich ein Schraubenzieher zur Befestigung des Adapterrings benötigt.

Um das eCozy-Thermostat mit der Zentrale zu verbinden, müssen anschließend zwei Finger so lange auf das Touchscreen-Display des Thermostats gelegt werden, bis das Display ein blaues Antennensymbol anzeigt. Für diesen Schritt haben wir mehrere Anläufe gebraucht, da die App während des Einrichtungsvorgangs immer wieder mehr oder weniger kryptische Fehlermeldungen angezeigt hat (“Socket closed by remote peer” oder “Zeitüberschreitung bei der Anforderung”).

Während des Einrichtungsvorgangs konfrontierte uns die App mit diversen kryptischen Fehlermeldungen.

Aufgrund der Fehlermeldungen und der Tatsache, dass die Bedienoberfläche der App einige Rechtschreibfehler und nicht vollständig übersetzte Texte enthält, macht die App auf uns einen noch nicht ganz ausgereiften Eindruck. Hier sollte der Hersteller dringend mit einem Update nachbessern. Nach einigen Anläufen konnten wir das Thermostat aber erfolgreich mit der Zentrale verbinden und anschließend über die App steuern.

Funktionsumfang und Bedienung

Nach der Einrichtung übernimmt die eCozy-App die Steuerung des Heizkörpers. Genau wie bei den meisten Konkurrenzprodukten kann der Nutzer in der App einen Zeitplan hinterlegen, um den Heizkörper zu bestimmten Wochentagen und Uhrzeiten auf-, beziehungsweise zuzudrehen.

Mit Zeitplänen kann das Heizverhalten individuell an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden.

Die Einrichtung des Zeitplans ist relativ intuitiv aufgebaut, war in unserem Test schnell erledigt. Praktisch ist die “Vorheizen- / Unterwegs-Funktion”: Das Thermostat regelt die Temperatur beim Verlassen des Hauses automatisch herunter und wieder hoch, sobald man sich dem Zuhause nähert. Ein sinnvolles Feature ist zudem der “Anti-Fire”-Modus. Dieser schützt zwar nicht, wie der Name vermuten lässt, vor einem Feuer, aber immerhin informiert er den Anwender mit einer Push-Nachricht über einen plötzlichen Temperaturanstieg und kann so einen Rauchmelder ergänzen.

Gut gefällt uns, dass eCozy auf Wunsch im so genannten “Local Mode” vollständig lokal betrieben werden kann. In diesem Modus greift die Zentrale nicht auf die Internetverbindung zu und ist somit vor möglichen Angriffen aus dem Netz geschützt. Auf die Möglichkeit, die Heizung von unterwegs aus zu steuern, muss der Anwender in diesem Fall allerdings verzichten.

Neben der Steuerung via App kann die gewünschte Temperatur auch direkt auf dem Display des Thermostats eingestellt werden. Berührt man das Display rechts neben der angezeigten Temperatur, wird die Temperatur erhöht, berührt man das Display links wird sie abgesenkt. Zumindest bei unserem Testexemplar hat genau das allerdings nicht funktioniert. Wir konnten auf diesem Weg lediglich die Temperatur erhöhen, aber, auch nach mehrmaligen Versuchen, nicht mehr reduzieren. Wir vermuten, dass die Steuerung grundsätzlich zuverlässig funktioniert und wir einfach Pech mit unserem Testmuster hatten, dennoch trägt der Fehler nicht zu einem positiven Gesamteindruck bei.

Der positive Gesamteindruck will sich allerdings auch aus weiteren Gründen nicht einstellen, da eine zuverlässige Steuerung der Heizung mit eCozy schlichtweg nicht möglich war. So hat die Steuerungszentrale mehrmals am Tag den Kontakt zum Thermostat verloren. Nachdem in der App die Temperatur geändert wurde, erschien die Fehlermeldung “ZigBee defice out of range”. Nachvollziehen können wir die Meldung nicht, da sich das Thermostat im gleichen Raum wie die Zentrale und maximal zwei Meter entfernt befand. Nachdem wir die Meldung mit OK bestätigt hatten, öffnete sich ohne Rückfrage die E-Mail-App, um die Logdatei an den Hersteller zu schicken. Anschließend ist die App abgestürzt und musste neu geöffnet werden.

Bei einem nächsten Versuch unsere Heizung auf die gewünschte Temperatur einzustellen, waren wir plötzlich aus der App ausgeloggt und mussten zunächst erneut die E-Mail-Adresse und das Passwort eintragen, um die Temperatur zu ändern. Nach dem erfolgreichen Login und einem weiteren Anlauf erschien die Meldung “Der User Ist Nicht Registriert” (wir waren sowohl registriert als auch in der App eingeloggt). Auch diese Fehlermeldung haben wir mit “OK” bestätigt, woraufhin direkt eine weitere Fehlermeldung folgte (“Socket closed bei remote peer”). Auch bei den nächsten Steuerungsversuchen wurde die gewünschte Temperatur nicht an das Thermostat übermittelt, stattdessen erschien lediglich der Hinweis “The operation timed out” oder aber die Meldung “Update Temperature” wurde für mehrere Minuten angezeigt, gefolgt von der Meldung “The operation timed out”.

Jede Menge Fehler: Eine Steuerung des Heizkörperthermostats ist kaum möglich.

Kurzum: Die aktuelle Version des eCozy-Systems macht einen unausgereiften Eindruck und scheint noch nicht Alltagstauglich zu sein. Hinzu kommt, dass der Funktionsumfang im Vergleich zu den Mitbewerbern recht überschaubar ist. Der Hersteller gibt zwar an, dass eCozy mit Smart Home-Plattformen wie “Qivicon, Almond, Schwaiger, Zipabox und anderen” kompatibel ist, zumindest in einem Qivicon-System (Magenta SmartHome App) konnten wir eCozy allerdings nicht hinzufügen und auch auf der Qivicon-Website finden sich keine Angaben dazu, dass die Thermostate von eCozy unterstützt werden. Auch Plattformen wie Ifttt, Apple HomeKit oder die Sprachsteuerung mit einem Amazon Echo werden von eCozy nicht unterstützt – hier sind Mitbewerber wie Tado oder Netatmo bereits deutlich weiter.

eCozy Heizungssteuerung im Test: Unser Fazit

Das eCozy-System ist aus unserer Sicht momentan noch nicht ausgereift. Der Nutzer wird mit kryptischen Fehlermeldungen konfrontiert und zumindest in unserem Test hat die Steuerung des Heizkörpers in vielen Fällen schlichtweg nicht funktioniert, etwa weil das System den Kontakt zur Steuerungszentrale verloren hat oder die App abgestürzt ist. Hinzu kommt ein hoher Preis von 80 Euro pro Thermostat und ein im Vergleich zu den Mitbewerbern eingeschränkter Funktionsumfang – die Integration in Plattformen wie Ifttt, Apple HomeKit oder Amazon Echo ist bislang nicht möglich.

Das eCozy Smart Home Starter Kit bestehend aus der Steuerungszentrale und einem Thermostat ist für rund 180 Euro bei Amazon* erhältlich. Ein weiteres Thermostat kann für rund 80 Euro erworben werden. Weitere Informationen über das System findet ihr auf der Website des Herstellers.

Update (31.01.2017): Der Hersteller hat uns mitgeteilt, zwischenzeitlich diverse der oben beschriebenen Fehler der App und der Hardware behoben zu haben. Wir werden den Bericht nach einem erneuten Test der aktuellen Version entsprechend ergänzen.

Update (18.03.2017): eCozy hat uns ein weiteres Testgerät zur Verfügung gestellt. Leider konnten wir dieses Gerät auch nach mehreren Versuchen und Kontakt mit dem Support nicht in Betrieb nehmen, es wurden u.a. kryptische Fehlermeldungen wie “Code:401” angezeigt. Der Test des zweiten Geräts hat unseren Eindruck bestätigt, dass das System aktuell noch nicht ausgereift ist.

Alternativen

  • Das Unternehmen Tado hat sich auf eine “smarte” Heizungssteuerung spezialisiert. Die Vor- und Nachteile des Systems erläutern wir in unserem Tado-Testbericht.
  • Elgato Eve Thermo ist ein Heizkörperthermostat, das Apples Smart Home-Plattform HomeKit unterstützt. Ob uns das Thermostat überzeugen konnte, erfahrt ihr in unserem Elgato Eve Thermo Testbericht.
  • Heizkörperthermostate können auch mit übergreifenden Smart Home-Systemen, wie beispielsweise Homematic, Innogy SmartHome oder Magenta SmartHome gesteuert werden. Welche Möglichkeiten das Magenta SmartHome-System für die Steuerung der Heizkörper bietet, lest ihr in unserem Erfahrungsbericht “Heizungssteuerung mit dem Magenta SmartHome”.

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Author

Nico berichtet seit 2013 über Smart Home-Themen und ist Herausgeber von Housecontrollers.de.