Wir haben euch im letzten Jahr die intelligente Heizungssteuerung Tado* kurz vorgestellt – die Alternative zum kürzlich von Google übernommenen Unternehmen Nest.

Tado ist ein System, dass Abhängig von der Anwesenheit der Hausbewohner, der aktuell gemessenen Raumtemperatur und dem Wetter die Heizung intelligent(er) steuert und damit Energie sparen und die Heizkosten senken kann.

Wenn also gerade niemand zu Hause ist, wird die Heizung etwas heruntergeregelt und erst wieder hochgefahren, wenn man sich auf dem Weg nach Hause befindet. Das System soll mit der Zeit lernen, wie lange das eigene Haus oder die eigene Wohnung braucht, um die Wunschtemperatur zu erreichen und wie schnell die Temperatur absinkt. So kann Tado mit dem Heizen rechtzeitig beginnen und berücksichtigt dabei auch den aktuellen Wetterbericht. Tado ist im Gegensatz zu Nest in Deutschland erhältlich und wir haben nun die Gelegenheit das System ausführlich auszuprobieren und die Vor- und Nachteile in diesem Testbericht vorzustellen.

Erster Eindruck

Die Heizungssteuerung Tado besteht aus mehreren Geräten, die in einer umweltfreundlichen und einfach zu öffnenden Papp-Verpackung geliefert werden. Neben der eigentlichen Steuer-Einheit “Tado Box” (hier links im Bild), die mit der Heizungsanlage verbunden wird, benötigt man auch ein Gateway (rechts im Bild), dass die Verbindung zwischen der Tado-Box, einem Temperatur-Sensor und dem Internet herstellt. Das Gateway ist dabei per Funk (kein WLAN) mit der Tado-Box verbunden.

Tado im Test: Verpackung
Tado Verpackung

Im Paket befinden sich außerdem noch ein Temperatursensor, der über eine kleine Solarzelle mit Strom versorgt wird, sowie diverse Kleinteile wie Kabel, Netzteil für das Gateway, Steckverbindungen und alle Schrauben + Dübel. Im Paket ist also wirklich alles enthalten, was man für die Installation benötigt. Selbst an die Aufkleber zur Markierung der Kabel (dazu gleich mehr) wurde gedacht.

Tado Installation

Wer allerdings im Paket eine Anleitung sucht, wird diese nicht finden – im Paket ist lediglich eine ganz knappe Kurzeinweisung und die initialen Zugangsdaten für die Tado-Webseite enthalten. Die eigentliche Anleitung ist “nur” im Internet verfügbar. Doch was wir nach dem Login vorgefunden haben, ist weit mehr als eine “Anleitung”. Tado hat hier nicht einfach ein PDF zum Download ins Netz gestellt – die Anleitung besteht aus einem sehr ausführlichen Online-Assistenten, der den Käufer Schritt für Schritt durch die gesamte Installation führt. Für jeden Schritt gibt es bebilderte Hinweise und Tipps, die absolut verständlich formuliert sind – auch für Käufer, die keine Heizungs-Profis sind.

Bevor man mit der eigentlichen Installation loslegen kann, muss zunächst die eigene Heizung ausgewählt werden – die im Online-Assistenten folgenden Hinweise beziehen sich dann direkt auf die vorhandene Heizung. Man muss also nicht bei jedem Schritt grübeln, wie das alles denn nun mit der eigenen Heizung funktionieren soll. Wer sich die Installation selbst nicht zutraut, kann übrigens bei Tado den Installationsservice beauftragen oder bei Fragen zur Installation die Hotline anrufen.

Tado - Schritt für Schritt Anleitung
Start der Schritt für Schritt Anleitung auf der Webseite von Tado

Nachdem man zunächst das Tado-Gateway mit dem heimischen Router verbunden hat, wird direkt im Installations-Assistenten der Status angezeigt und somit ist sofort ersichtlich, ob der erste Schritt erfolgreich abgeschlossen wurde. Das Gateway kann mit dem mitgelieferten kurzen Patchkabel direkt an einen freien Port am Router oder einem Switch gesteckt werden. Wenn am Router ein USB-Anschluss vorhanden ist, kann dieser zur Stromversorgung des Gateways genutzt werden – das mitgelieferte Netzteil wird dann nicht benötigt.

Nach einigen weiteren Schritten und Fragen kommt der “spannendste” Teil der ganzen Installation – der Anschluss der Tado-Box an die Heizung. Hier gibt es zwei Möglichkeiten, die auch wieder verständlich über die Webseite erläutert, beziehungsweise abgefragt werden. Entweder ersetzt man ein vorhandenes Raumthermostat durch die Tado-Box, oder man schließt die Tado-Box direkt per Kabel an die Heizung an. Welche der Varianten man nutzt, hängt von den Gegebenheiten im eigenen Haus / in der eigenen Wohnung ab. Wenn die Heizung auch bisher schon über einen sogenannten “Referenzraum” gesteuert wird (Wandthermostat im Referenzraum hat eine Kabel-Verbindung zur Heizung), muss das vorhandene Raumthermostat gegen die Tado-Box ausgetauscht werden.

In unserem Fall wurde die Heizung jedoch bisher durch einen Außensensor gesteuert (Außentemperaturgeführte Fußbodenheizung) – in den einzelnen Räumen befinden sich Raumthermostate, die aber nicht direkt mit der Heizung kommunizieren, sondern nur die Stellmotoren der Fußbodenheizung für den jeweiligen Raum abhängig von der Raumtemperatur öffnen oder schließen. In diesem Fall wird die Tado-Box direkt mit der Heizung verbunden und der im Lieferumfang enthaltene Temperatursensor in einem Raum (-> Referenzraum, z.B. das Wohnzimmer) platziert.

Damit der Käufer die Kabel beim Anschluss der Tado-Box an die Heizung nicht vertauscht, werden kleine Aufkleber mitgeliefert, die beschriftet sind und gemäß der Hinweise auf die farbigen Adern des Kabels (ebenfalls mitgeliefert) geklebt werden müssen. Die Box kann dann per Kabel an den entsprechenden Klemmen der Heizung montiert werden (dazu wird die Heizung natürlich abgeschaltet) und stellt dann in unserem Fall aus der Sicht der Heizung technisch eine weitere “Bedieneinheit” dar.

Anschluss der Tado-Box - Ausschnitt aus der Web-Anleitung
Anschluss der Tado-Box – Ausschnitt aus der Web-Anleitung

Auch die Einstellungen, die an der Heizung vorgenommen werden müssen, werden gut erklärt.

Nachdem somit das Gateway mit dem Router und die Tado-Box mit der Heizung verbunden sind, erscheint auf der Webseite wieder der aktuelle Status des Systems. Zunächst zeigte die Heizung in unserem Fall noch einen Fehler an (“keine Kommunikation mit der Bedieneinheit […] möglich”), der allerdings verschwindet, wenn der Einrichtungsassistent auf der Webseite vollständig beendet wurde – dieser Hinweis wird allerdings auch auf der Webseite angezeigt.

Tado Testbericht: Intelligente Heizungssteuerung
Tado-Box – Verbunden mit der Gasheizung

Nun muss nur noch der Temperatursensor im Referenzraum (bei uns das Wohnzimmer) angebracht werden. Dazu ist kein Stromanschluss notwendig, denn der Sensor wird über die eingebaute Solarzelle mit Strom versorgt. Falls zu wenig Licht vorhanden sein sollte kann der Sensor optional auch via USB-Netzteil mit Strom versorgt werden – eine wirklich durchdachte Lösung. Nun sendet der Sensor seine Temperatur an die Tado-Box, welche per Funk über das Gateway mit dem Internet verbunden ist.

Bild Tado Temperatursensor
Tado Temperatursensor neben dem bisherigen Raumthermostat

Ab jetzt kann Tado die Steuerung der Heizung übernehmen. Die ersten Einstellungen werden vorgegeben, man kann diese natürlich an die eigenen Vorlieben über die Webseite oder in der App anpassen.

Tado-App - Konfiguration
Tado App – Konfiguration

Erste Erfahrungen & mehrere Benutzer

Das Einstellen der Wunsch-Temperaturen und der Schlafzeiten (für die ganze Woche oder für jeden Tag einzeln) ist schnell gemacht. Die Konfiguration lässt sich jederzeit über die Webseite oder in der App ändern. Auch das Hinzufügen weiterer Smartphones oder Tablets zum Tado-Konto ist problemlos möglich. Hierzu installiert man einfach die kostenlose App aus dem entsprechenden Store und loggt sich mit den gleichen Zugangsdaten ein. Man kann anschließend für jedes Gerät einzeln in der App festlegen, ob dieses Gerät Einfluss auf die Anwesendheitserkennung haben soll oder nicht. Somit wird die Heizung erst dann heruntergeregelt, wenn alle Smartphones (oder tablets) das Haus verlassen haben, die für die Anwesenheitserkennung aktiviert wurden. Einer ungewollten Temperaturabsenkung wird also vorgebeugt, wenn ein Familienmitglied noch zu Hause ist, der Rest der Familie jedoch nicht.

Sofern ein Familienmitglied kein Smartphone hat, lässt sich dennoch ein Zeitplan erstellen, damit niemand frieren muss. Es ist zudem immer möglich, durch einen Tastendruck an der Tado-Box die “ich bin da”-Temperatur manuell zu aktivieren – unabhängig von den Smartphones oder der Internetverbindung. Diese Funktion ist auch für den Fall wichtig, wenn die Internetverbindung zusammenbricht oder die Systeme des Herstellers nicht erreichbar sein sollten – Tado behält nämlich immer die letzte Einstellung, wenn keine Verbindung zum Internet besteht. Im schlechtesten Fall wäre das dann die “Nacht-” oder “niemand da”-Einstellung.

Tado App - alle zuhause
Tado App – alle Zuhause

Tado “weiß” durch die App auf den verbundenen Smartphones also ob jemand Zuhause ist oder nicht und kann die Temperatur pünktlich anheben oder wieder senken, wenn niemand da ist. Tado lernt mit der Zeit, wie lange es braucht um das Haus auf die gewünschte Temperatur zu bringen, je nachdem wie weit die Bewohner entfernt sind. Befindet man sich nur wenige Kilometer entfernt, senkt Tado die Temperatur nur etwas – je weiter man sich entfernt, desto niedriger wird die Temperatur eingestellt.

Tado App - niemand zuhause
Tado App – niemand da, die Temperatur wird gesenkt

Dies bedeutet aber nicht, dass Tado das Haus komplett auskühlen lässt, wenn man mal weit weg ist. Dies würde vermutlich auch das zu erwartende Einsparpotential beim Verbrauch bzw. den Heizkosten vernichten, wenn das Haus jedes Mal komplett auskühlt und dann wieder “teuer” aufgeheizt werden muss. Für den Urlaubsfall gibt es auch die Möglichkeit, auf der Webseite oder in der App auf die manuelle Steuerung umzuschalten und eine Temperatur fest einzustellen, die dann gehalten wird, bis man wieder zu Hause ist. Diese Einstellung würden wir auf jeden Fall für den Urlaub empfehlen, da man aus der Ferne ja im Störungsfall (Router fällt aus, Internetverbindung fällt aus…) nicht mehr in die Steuerung eingreifen könnte.

Datenschutz und Sicherheit

Bei einem System, dass die eigene Heizung mit dem Internet verbindet und eine Steuerung per App ermöglicht, kann einem schon etwas mulmig werden. Zudem “sieht” der Hersteller ja auch noch, wo ich bin bzw. ob jemand zu Hause ist. Tado gibt hierzu auf der Webseite an, dass man nicht wisse, wo genau ein Nutzer ist, da die Ortungsdaten der Smartphones anonymisiert werden und nicht der genaue Ort, sondern nur die Entfernungen (Smartphone <-> Zuhause) verarbeitet und anschließend gelöscht werden.

Die Verbindung zwischen der Tado-App und den Systemen von Tado, sowie die Verbindung des Gateways und der Aufruf der Webseite sind verschlüsselt. Die Server von Tado werden laut den FAQ in Europa betrieben und haben eine ISO27001-Zertifizierung, PCI DSS Level 1-ZertifizierungFISMA Moderate und weitere Zertifizierungen.

Die Abfrage des Namens hätte man aus unserer Sicht im Einrichtungsprozesses als optionales Feld realisieren können. Die Angabe der Telefonnummer ist freiwillig.

Kosten & Verfügbarkeit

Tado kann man entweder mieten oder kaufen. Die Miete kostet aktuell 8,25€ /  Monat und wird jährlich berechnet (also 99.-/Jahr). Tado gibt dabei eine “Einspargarantie” bei den Heizkosten in Höhe von mindestens 10€ pro Monat. Spart man nicht mindestens 120€ Heizkosten im Jahr, so erstattet Tado die Kosten der letzten 12 Monate zurück. Man kann das System auch für einen einmaligen Betrag kaufen – die Kosten liegen dann bei 299€. Nach den Angaben von Tado spart ein durchschnittlicher Haushalt mit Tado ca. 27% der Energiekosten pro Jahr.

Tado ist über Amazon* oder direkt über die Webseite des Herstellers* bestellbar.

Fazit unseres Tado Tests

Tado macht auf uns insgesamt einen wirklich durchdachten Eindruck. Der Installations-Assistent für die erste Einrichtung ist sehr gut gemacht – übersichtlich und verständlich, besser geht es eigentlich nicht. Die gesamte Installation ist für jemanden, der schon mal eine Lampe oder Ähnliches montiert hat machbar – wer sich das nicht zutraut bucht sich beim Kauf den Installationsservice dazu. Auch die Apps für Android und iOS sind gut gemacht, hier gab es bisher keinerlei Probleme.

Bleibt die Frage, ob Tado tatsächlich die Heizkosten deutlich senken kann. Leider können wir diese Frage noch nicht beantworten, da der Zeitraum unseres Tests dafür einfach noch viel zu kurz ist. Wir werden in den nächsten Monaten aber weiter über unsere Erfahrungen berichten (in unserem kostenlosen Newsletter informieren wir über neue Beiträge auf Housecontrollers und Neuigkeiten bei Tado).

Was wir jedoch sagen können ist, dass Tado die Heizung bisher zuverlässig gesteuert hat. Die Anwesenheitserkennung funktioniert auch bei mehreren Smartphones zuverlässig. Allerdings dauert es ein paar Tage, bis Tado “erkannt” hat, wie weit die Temperatur bei welcher Entfernung zwischen Haus und dem eigenen Aufenthaltsort abgesenkt werden darf, um nach der Rückkehr nach Hause wieder die richtige Temperatur erreichen zu können.

In den ersten Tagen nach der Installation hat Tado zu spät angefangen das Haus wieder aufzuheizen (so richtig wurde erst nach der Rückkehr geheizt) und bis zur Nachtschaltung wurde die eingestellte Soll-Temperatur dann gar nicht mehr erreicht. Gerade bei einer trägen Fußbodenheizung kann es also etwas dauern, bis die richtige Einstellung gefunden wurde. Übrigens bietet Tado 3 Einstellungsstufen zwischen “sehr sparsam”, “Kompromiss” und “komfortabel” an. So kann der Nutzer wählen, ob die Soll-Temepratur erst erreicht werden soll, wenn man schon einige Zeit zu Hause ist, oder ob sie erreicht werden soll, wenn man zu Hause ankommt.

Interessant wäre, wenn man die Heizungssteuerung Tado in Zukunft mit Netatmo verbinden könnte – so würden zusätzliche, präzise Temperaturwerte des Innenraum- und Außensensors von Netatmo zur Verfügung stehen und könnten von Tado mit in die Berechnungen einbezogen werden.

Weitere Informationen gibt es auf der Webseite des Herstellers*. Ein Installationsvideo findet ihr außerdem bei Youtube.

Anzeige / Letzte Aktualisierung am 17.04.2024 um 04:52 Uhr / Affiliate Links* / Bilder: Amazon

Übrigens: Unser Smart Home-Newsletter informiert 1x pro Monat über Neuigkeiten bei Tado und ähnlichen Produkten – jetzt gratis anfordern!

Update (09.03.2014)

Wie gut funktioniert tado im Alltag? Hier findet Ihr unseren Erfahrungsbericht nach dem ersten Monat und nach einem Jahr.

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Author

Martin berichtet seit 2013 über Smart Home-Themen und ist Mitherausgeber von Housecontrollers.de.