Was versteht man eigentlich unter einem Smart Home? Welche Vor- und Nachteile bieten Smart Home-Systeme? Wie sehen typische Anwendungsbeispiele aus? Und worauf sollte man bei der Auswahl eines Systems achten? Die Antworten auf diese und weitere Fragen findet ihr in unserem umfangreichen Smart Home-Ratgeberartikel.

Smart Home – was ist das?

Unter dem Begriff Smart Home werden Systeme und Verfahren bezeichnet, mit denen die Haustechnik, Haushaltsgeräte und die Unterhaltungselektronik in Wohnräumen und -häusern miteinander vernetzt und automatisiert werden. Auf diesem Weg lässt sich der Komfort erhöhen, da die Geräte nicht mehr oder zumindest seltener manuell geschaltet werden müssen.

Häufig werden Smart Home-Systeme zudem im Bereich der Hausüberwachung und –sicherheit eingesetzt. So können beispielsweise Türen und Fenster mit Sensoren überwacht werden, um auf diesem Weg ein Alarmsystem aufzubauen. Sobald bei Abwesenheit der Bewohner Türen oder Fenster geöffnet, werden beispielsweise Sirenen und die Beleuchtung eingeschaltet und die Bewohner auf ihren Smartphones über den Einbruch informiert.

Ein weiterer Anwendungsbereich, der mit Blick auf die steigenden Strom- und Heizkosten zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist eine effizientere Energienutzung. So lassen sich beispielsweise die Heizkosten mit einem Smart Home System reduzieren, indem die Heiztemperatur automatisch gesenkt wird, wenn sich keine Bewohner im Haus aufhalten. Insbesondere in Kombination mit einer Photovoltaikanlage kann eine “smarte” Steuerung der Hauselektronik zudem die Stromkosten senken. Das System sorgt dann etwa automatisch dafür, dass die Waschmaschine dann eingeschaltet wird, wenn die PV-Anlage ausreichend Strom produziert (siehe hierzu auch unseren Ratgeber: Stromkosten senken mit dem Smart Home).

Welche Akzeptanz hat das Smart Home heute bei Verbrauchern? Laut dem Digitalverband Bitkom haben aktuell rund 30 Prozent der Verbraucher zumindest eine Smart Home-Anwendung in ihrem Zuhause installiert – im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 26 Prozent (siehe dazu Smart Home Studie: 3 von 10 Deutschen leben in einem smarten Zuhause).¹ Splendid Research bescheinigt dem vernetzten Zuhause eine noch deutlich größere Akzeptanz: Laut dem Marktforschungsinstitut verwenden bereits die Hälfte der Deutschen Smart Home-Anwendungen (Smart Home Studie: Anwender schöpfen Potenzial noch nicht aus).² Ein Grund für diese voneinander abweichenden Zahlen dürfte sein, dass der Begriff “Smart Home” von Studienautoren oft unterschiedlich definiert wird: Während einige Studienautoren unter dem Begriff Systeme für die vollumfängliche Vernetzung der Hauselektronik verstehen, ist für andere Autoren bereits ein mit dem Internet vernetztes TV-Gerät eine “Smart Home Anwendung”.

Übrigens: Obwohl sich der Begriff “Smart Home” mittlerweile etabliert hat, gibt es weitere Bezeichnungen für ähnliche oder teilweise auch identische Systeme und Produkte. Anfangs wurden entsprechende Systeme beispielsweise als Lösungen für die “Hausautomatisierung”, “Heimautomatisierung” oder “Gebäudeautomatisierung” bezeichnet. Einige Anbieter verwenden zudem Marketing-Begriffe wie “Connected Living”, “Smart Living”, “Intelligentes Wohnen” oder “Connected Home”.

Anbieterübersicht: Smart Home-Systeme und -Standards

Mittlerweile buhlen zahlreiche Smart Home-Systeme und unterschiedliche Standards um die Gunst der Verbraucher. In der nachfolgenden Tabelle, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, werden einige Anbieter und Standards vorgestellt.

NameBeschreibung
Amazon AlexaAlexa ist ein intelligenter persönlicher Assistent von Amazon. In Kombination mit einem Echo Lautsprecher können mit Alexa zunehmend auch Smart Home-Anwendungen realisiert und kompatible Produkte gesteuert werden.
Apple HomeKitHomeKit ist die Smart Home-Plattform von Apple, die beispielsweise mit iPhones oder Sprachbefehlen (Siri) bedient werden kann.
Devolo Home ControlDevolo Home Control ist ein funkbasiertes Smart Home-System, das auf den Z-Wave Standard setzt.
Google NestUnter der Marke Google Nest vertreibt der US-Konzern verschiedene Smart Home-Produkte, wie Rauchmelder oder Überwachungskameras.
HomeeHomee ist ein modular aufgebautes Smart Home-System, das verschiedene Funkstandards miteinander kombinieren kann.
Innogy SmartHomeInnogy SmartHome ist ein funkbasiertes System, das sich mit einer intuitiven Oberfläche (auch) an Einsteiger richtet.
KNXKNX ist ein internationaler Standard für ein kabelbasiertes Smart Home, bei dem neben der 230V-Leitung ein weiteres Kabel (die sogenannte Busleitung) verlegt wird.
Magenta SmartHomeMagenta SmartHome ist das Smart Home-System der Deutschen Telekom, das eine relativ große Auswahl an Geräten und Sensoren unterstützt.
Philips HuePhilips Hue setzt auf den Zigbee-Standard, um die Beleuchtung im haus “smart” zu steuern.
RingDas Unternehmen Ring gehört mittlerweile zu Amazon und sich auf Produkte für die Haussicherung spezialisiert (Alarmsystem, Überwachungskameras und Video-Türklingeln).
TadoTado bietet Produkte für die smarte Heizungs- und Klimaanlagensteuerung an.
Z-WaveZ-Wave ist ein Funkstandard für die Hausautomatisierung, der von dem Unternehmen Sigma Designs und der Z-Wave Alliance entwickelt wurde.
eQ-3 / HomematicDie Firma eQ3 bietet unter den Marken Homematic und Homematic IP funkbasierte Smart Home-Systeme an.

Wie wird das Smart Home gesteuert?

Smart Home-Systeme werden zunächst mit einer Smartphone-App konfiguriert. In der App lassen sich etwa die gewünschten Automatisierungen mit hinterlegen:

  • Die Heizung soll jeden Tag zwischen 08:00 und 23:00 Uhr die Räume auf 22 Grad heizen. Wenn kein Bewohner Zuhause ist, soll die Temperatur auf 18 Grad gestellt werden.
  • Wenn alle Bewohner abwesend sind, sollen automatisch das Alarmsystem und die Überwachungskameras aktiviert werden.
  • Wenn es regnet und noch Fenster geöffnet sind, sollen die Bewohner mit einer Nachricht auf ihren Smartphones informiert werden.

Die Steuerung der vernetzten Geräte erfolgt nach der Einrichtung entweder ebenfalls mit der App, mit Wandtastern oder mit Sprachbefehlen, die an einen Sprachassistenten wie Amazon Alexa oder Google Assistant gerichtet werden. Häufig kommen zudem Tablet PCs oder kleine, an der Wand befestigte Bildschirme für die Steuerung des Smart Homes zum Einsatz.

Smart Home Steuerung
Smart Home-Geräte lassen sich etwa mit einer Smartphone-App steuern.

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Vor- und Nachteile im Überblick

Smart Home Vorteile

Ein vernetztes Zuhause kann den Komfort erhöhen, Energiekosten reduzieren und die Sicherheit verbessern. Einige exemplarische Möglichkeiten im Überblick:

Höhere Wohn- und Lebensqualität

Rollläden, die Beleuchtung und die Heizung kann mittels Smartphone-App, einem digitalen Sprachassistenten (Alexa, Google Assistent oder Siri) oder zeitgesteuert geschaltet werden. Viele Systeme bieten auch eine Geofencing-Funktion, mit der die Geräte automatisch geschaltet werden, wenn die Bewohner das Haus verlassen oder nach Hause kommen. Darüber hinaus lassen sich mehrere Aktionen in sogenannten Routinen zusammenfassen. Abends kann dann mit der Betätigung eines Wandschalters oder mit einem entsprechenden Sprachbefehl automatisch das Licht ausgeschaltet, der Alarm aktiviert und die Rollläden heruntergefahren werden.

Schutz vor Einbrechern

Viele Smart Home-Systeme lassen sich auch als (einfache) Alarmanlagen einsetzen. So können Türen und Fenster beispielsweise mit entsprechenden Sensoren überwacht werden. Im Alarmfall können die Beleuchtung und eine Sirene eingeschaltet sowie die Bewohner mit einer Nachricht auf ihren Smartphones informiert werden. In einem Bericht haben wir exemplarisch erläutert, wie sich das Magenta SmartHome als Alarmanlage einsetzen lässt.

Smart Home Überwachungskamera
Mit vernetzten Überwachungskameras lässt sich das eigene Grundstück überwachen und so die Sicherheit erhöhen.

Mit einem smarten Beleuchtungssystem lässt sich zudem die Anwesenheit von Personen simulieren. Dafür wird die Beleuchtung bei Dunkelheit nach dem Zufallsprinzip ein- und wieder ausgeschaltet.

Zusätzlich können Überwachungskameras wie die Netatmo Presence oder die Arlo Ultra eingesetzt werden, um jederzeit mit einer Smartphone-App prüfen zu können, ob Zuhause alles in Ordnung ist. Im Handel sind zudem vernetzte Gegensprechanlagen wie die Ring Video Doorbell erhältlich. Diese Systeme informieren die Bewohner mittels Smartphone-Nachricht, sobald eine Bewegung vor der Haustür registriert wurde. Dank der integrierten Kamera kann direkt auf dem Smartphone geprüft werden, ob es sich um einen erwünschten oder um einen unerwünschten Gast handelt – auch dann, wenn man sich gerade gar nicht Zuhause befindet.

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Energiekosten senken

Mit entsprechenden Smart Home-Systemen kann die Heiztemperatur je nach Uhrzeit automatisch angepasst werden. Wenn beispielsweise tagsüber während der Woche ohnehin kein Bewohner Zuhause ist, kann die Temperatur automatisch reduziert werden, um auf diesem Weg Heizkosten zu sparen. Sofern die Fenster mit entsprechenden Sensoren ausgestattet sind, kann das System außerdem die Heizkörperthermostate automatisch zudrehen, sobald ein Fenster zum Lüften geöffnet wird.

Mit dem Smart Home die Heizkosten senken
Smart Home: Mit vernetzten Heizkörperthermostaten lassen sich die Heizkosten senken

Einige Systeme, wie beispielsweise Tado, unterstützten auch eine sogenannte Geofencing-Funktion. Dabei erkennt das System anhand der GPS-Daten der verbundenen Smartphones automatisch, ob Bewohner Zuhause sind oder nicht und passt die Heiztemperatur entsprechend an (siehe hierzu auch unseren Tado Testbericht). Neben den Heizkosten kann auch der Stromverbrauch reduziert werden, indem beispielsweise automatisch das Licht ausgeschaltet wird, wenn alle Bewohner das Haus verlassen.

In unseren Tests konnten wir die Heizkosten mit entsprechenden Systemen um rund 20 Prozent reduzieren. Das Einsparpotenzial hängt dabei allerdings von vielen individuellen Faktoren, wie der Heizungsart oder der Bauweise des Hauses ab.

Grundsätzlich gilt: Wenn sämtliche Bewohner regelmäßig das Haus verlassen, wird sich eine Investition in eine smarte Heizungssteuerung eher bezahlt machen, da das System zu diesen Zeiten die Heiztemperatur runterregeln kann. Für Berufstätige rechnet sich ein Smart Home System zur Heizungssteuerung in den meisten Fällen also eher als für Rentner, die sich überwiegend Zuhause aufhalten. Ausführliche Informationen zu diesem Thema findet ihr in unserem Beitrag “Heizkosten sparen mit dem Smart Home”.

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Smart Home Nachteile

Welche Nachteile kann ein vernetztes Zuhause mit sich bringen? Im Wesentlichen lassen sich folgende Contra-Argumente aufführen:

Sorgen um die Privatsphäre und den Datenschutz im Smart Home

Wann halten sich Bewohner Zuhause auf? Wann werden welche Geräte im Haushalt genutzt? Ein Smart Home-System sammelt zahlreiche Daten über die Bewohner und muss dafür Sorge tragen, dass diese Daten ausreichend geschützt werden – das gilt insbesondere dann, wenn das System kritische Aufgaben übernimmt und beispielsweise als Alarmanlage eingesetzt wird und Überwachungskameras zum Einsatz kommen.

Hinsichtlich der Sammlung von Daten hat der Gesetzgeber mittlerweile relativ eindeutige Grenzen gesetzt, wie Computerwoche.de in einem Artikel über den Datenschutz im Smart Home berichtet:

Personenbezogene Daten dürfen zum einen grundsätzlich nur für jene Zwecke verwendet werden, für die sie ursprünglich erhoben wurden. Zum anderen muss der Umfang der erhobenen Daten nur auf den jeweils erforderlichen Zweck beschränkt bleiben. Oder anders ausgedrückt: Es dürfen keine Daten “ins Blaue hinein” erhoben werden. […]

Möchte der Hersteller eines vernetzten Kühlschranks oder eines intelligenten Rauchmelders personenbezogene Daten sammeln, dann ist er zudem verpflichtet, die Nutzer über diese Datensammlung und -verarbeitung zu informieren.

Bei Verstößen gegen den Datenschutz drohen empfindliche Bußgelder von bis vier Prozent des weltweiten Jahresumsatzes eines Unternehmens oder 20 Millionen Euro – dennoch ist es aber nicht ausgeschlossen, dass Unternehmen wissentlich oder unwissentlich gegen die Vorgaben verstoßen.

Vorbehalte haben viele Verbraucher insbesondere bei dem Einsatz von so vernetzten Lautsprechern mit digitalen Sprachassistenten wie Amazon Alexa oder dem Google Assistant. Diese “Smart Speaker” sind mit Mikrofonen ausgestattet, um Sprachbefehle entgegenzunehmen und werden deshalb von Kritikern oft als Wanzen bezeichnet.

Die Hersteller betonen zwar, dass die Lautsprecher nicht permanent Gespräche aufzeichnen, sondern die Verarbeitung der Sprachbefehle erst dann erfolgt, wenn zuvor das entsprechende Codewort (“Hey Google”, “Alexa”) gesagt wurde – vielen Verbrauchern sind die Systeme dennoch nicht geheuer, zumal auch bei diesen Systemen die Möglichkeit besteht, dass sie von Hackern kompromittiert werden (siehe auch unseren Bericht zur Smart Home Sicherheit). Wie sich in den letzten Monaten gezeigt hat, waren diese Bedenken durchaus angebracht: Apple, Amazon und Google haben mittlerweile eingestanden, dass Mitarbeiter der Unternehmen einen Teil der von den digitalen Assistenten aufgezeichneten Sprachbefehle manuell ausgewertet haben, um die Spracherkennung auf diesem Weg zu verbessern. Nach massiver Kritik von Verbraucherschützern und der Politik wollen die drei Anbieter die Funktionsweise der Sprachassistenten künftig transparenter kommunizieren und Funktionen implementieren, mit denen das manuelle Abhören der Aufzeichnungen deaktiviert werden kann.

Kritiker der Sprachassistenten sollten sich allerdings darüber im Klaren sein, dass jedes Smartphone oder Festnetztelefon grundsätzliches ein ähnliches Gefahrenpotenzial birgt – selbst in vielen TV-Geräten und Autos sind mittlerweile Mikrofone verbaut.

Zu viele Standards

Homematic, KNX, Zigbee, Digitalstrom, Z-Wave, Amazon Alexa oder doch lieber Apple HomeKit? Wer ein Smart Home-System kaufen möchte, muss sich letztendlich für einen Standard entscheiden und mit den jeweiligen Limitierungen leben: Ein Smart Home, das auf Apple HomeKit aufbaut, kann beispielsweise nicht von Bewohnern gesteuert werden, die ein Android-Smartphone besitzen.

Immerhin gibt es einige Unternehmen und Initiativen, die hier Besserung versprechen. So vereint das Magenta SmartHome der Telekom (siehe auch: Magenta SmartHome im Test) beispielsweise mehrere Funkstandards und Hersteller in einem System, die sich nach der Einrichtung mit einer App steuern lassen. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die  Codeatelier GmbH mit ihrem Homee-System: Die Homee-Zentrale kann bei Bedarf um weitere Module ergänzt werden, mit denen sich das System um weitere Funkstandards, wie beispielsweise Z-Wave, Zigbee oder Enocean, ergänzen lässt.

Hohe Kosten

Die Kosten für ein Smart Home sind in den vergangenen Jahren zwar deutlich gesunken, wenn sämtliche elektronischen Geräte, die Heizung und die Beleuchtung mit einem Smart Home-System gesteuert werden sollen, kann sich die notwendige Investition dennoch schnell auf tausend oder gar mehrere tausend Euro belaufen – insbesondere dann, wenn es sich um ein größeres Haus mit zahlreichen Heizkörpern etc. handelt.

Für den Einstieg empfiehlt es sich, zunächst Teilbereiche der Hauselektronik, wie beispielsweise die Heizungssteuerung, mit einem entsprechenden System zu automatisieren. Im weiteren Verlauf kann das Smart Home-System dann bei Bedarf um weitere Funktionen ausgebaut werden. Übrigens: Viele Smart Home-Komponenten können auf eBay auch gebraucht gekauft werden, um so die Kosten zu reduzieren.

Technisch noch nicht ausgereift

Wer sich heute mit Smart Home-Systemen beschäftigt, wird früher oder später feststellen, dass viele Systeme noch nicht ganz ausgereift sind. Insbesondere bei Cloud-basierten Lösungen, die auf die technische Infrastruktur der Hersteller angewiesen sind, kommt es immer mal wieder zu Problemen, beispielsweise wenn der eigene Internetzugang ausfällt oder der Anbieter technische Probleme hat (siehe hierzu zum Beispiel: “Deutsche Telekom: Ausfall des Qivicon-Servers legt Smart Homes lahm” und “Cloud-Ausfälle: Homematic IP von eQ-3 verärgert Nutzer“). Kritisch kann so ein Ausfall insbesondere bei der Integration von sicherheitsrelevanten Funktionen in das Smart Home sein: Die Vernetzung von Türschlössern oder dem Backofen sollte gut durchdacht sein.

Ein weiterer Nachteil der cloudbasierten Lösungen: Falls der Hersteller zu einem späteren Zeitpunkt den Geschäftsbetrieb einstellt und seine technische Infrastruktur abschaltet, ist das erworbene System nicht mehr funktionsfähig. Unter diesem Blickwinkel empfiehlt es sich, bei der Auswahl des Systems eher auf große, renommierte Unternehmen zu setzen.

Abhängigkeit zum Anbieter

Viele Smart Home-Systeme sind cloudbasiert – die Software zur Steuerung läuft in diesem Fall (zumindest teilweise) im Rechenzentrum des Anbieters. Der Anwender hat in diesem Fall weniger Aufwand für die Wartung und Administration des Systems, begibt sich aber gleichzeitig in eine hohe Abhängigkeit zu dem Anbieter: Stellt das Unternehmen den Betrieb ein, kann das System und unter Umständen auch die Hardware nicht genutzt werden. Dieses Risiko lässt sich reduzieren, indem ein System gewählt wird, das auf offene Standards, wie beispielsweise Z-Wave oder Zigbee, basiert. So ist gewährleistet, dass die Hardware nach einem Abschalten der Cloud – wenn auch mit einer neuen Smart Home Zentrale – weiterhin verwendet werden kann.

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann auf ein System setzen, das vollständig lokal gesteuert wird. So kann beispielsweise der Mini-PC Raspberry Pi als Basis für die Hausautomatisierung eingesetzt werden. Auch Systeme wie KNX. Homematic oder Digitalstrom kommen ohne Cloud aus.

Smart Home Anwendungsbeispiele

Die Möglichkeiten eines vernetzten Zuhauses sind vielfältig. Anhand von Anwendungsbeispielen erläutern wir, welche Vorteile ein Smart Home im Alltag haben kann.

  • Energiekosten senken: Die Heiztemperatur im Haus wird automatisch reduziert, sobald morgens alle Bewohner das Haus verlassen haben. Anhand der GPS-Daten der Smartphones erkennt das System, wann sich der erste Bewohner auf dem Weg nach Hause macht und reguliert die Temperatur automatisch wieder hoch. Das System erkennt zudem, sobald ein Fenster zum Lüften geöffnet wird und dreht in dem entsprechenden Raum automatisch die Heizung zu, damit nicht “aus dem Fenster hinaus” geheizt wird.
  • Sicherheit verbessern: Bei Abwesenheit der Bewohner wird nach dem Zufallsprinzip das Licht in den verschiedenen Räumen ein- und wieder ausgeschaltet, um die Anwesenheit von Personen zu simulieren. Das System schlägt außerdem Alarm, wenn Überwachungskameras Bewegungen registrieren oder Türen / Fenster, geöffnet werden.
  • Komfort erhöhen: Das Smart Home System schaltet automatisch zu bestimmten Uhrzeiten oder auf Zuruf (per Sprachbefehl) die Beleuchtung oder andere elektrische Geräte, wie beispielsweise einen Ventilator, ein oder aus.
  • Haushaltsreinigung: Saug- und Wischroboter nehmen einen Teil der Haushaltsarbeit ab, indem sie sich um die Bodenreinigung kümmern. Ergänzend kann ein Rasenmähroboter eingesetzt werden, damit lästige Mäharbeiten der Vergangenheit angehören. Durch die Integration der Haushaltsroboter in ein Smart Home System wird der Komfort weiter erhöht: Die Roboter starten beispielsweise erst dann ihre Arbeit, wenn alle Bewohner das Haus verlassen haben.
  • Unterstützung im Alter: Smart Home-Systeme tragen dazu bei, dass alte Menschen länger in ihrem Zuhause wohnen können. So kann das System beispielsweise automatisch den Herd ausschalten, wenn sich in der Küche über einen längeren Zeitraum keine Bewohner aufhalten. Ein weiteres Beispiel: Stürzt der Bewohner, wird über die Smartwatch automatisch der Notruf informiert. Eine große Hilfe können zudem Video-Gegensprechanlagen oder Video-Türklingeln sein, mit denen der unter Umständen mühsame Weg zur Haustür erspart wird.
  • Gesundheit verbessern: Sensoren im Smart Home messen permanent die Luftqualität und informieren die Bewohner, wenn in einem Raum gelüftet werden sollte. Übersteigt die Luftfeuchtigkeit einen bestimmten Wert, wird automatisch ein Luftentfeuchter eingeschaltet, um Schimmelbildung vorzubeugen.

Tipps für die Auswahl eines Smart Home-Systems

Der erste Schritt hin zu einem vernetzten Zuhause sollte eine sorgfältige Planung sein. Dabei solltet ihr gemeinsam mit den weiteren Bewohnern überlegen, wie ihr das Smart Home nutzen möchtet und welche Aspekte dabei im Vordergrund stehen:

Wie soll das Smart Home bedient werden?

Alle Systeme können mit einem Smartphone gesteuert werden, im Alltag ist aber die Bedienung mit klassischen Wandschaltern oft komfortabler, als ständig zum Telefon greifen zu müssen. Soll das System auch mit Sprachbefehlen gesteuert werden? Dann achtet bei der Auswahl darauf, dass das System mit dem von euch bevorzugten Sprachassistenten (Amazon Alexa, Google Assistant oder Apple Siri) kompatibel ist.

Wichtig zu wissen: Mit Siri ist lediglich Apples HomeKit-System kompatibel. Dieses System kann allerdings nicht mit Android-Smartphones gesteuert werden.

Welche Geräte sollen in das System eingebunden werden?

Wollt ihr euer Zuhause vollumfänglich vernetzten oder lediglich einige Bereiche, wie beispielsweise die Heizungssteuerung oder die Beleuchtung? Unter Umständen bieten sich spezialisierte Lösungen, wie beispielsweise Philips Hue für die Beleuchtung oder Tado für die Heizungssteuerung an.

Soll das System funk- oder kabelbasiert sein?

Beide Varianten haben Vor- und Nachteile: Funkbasierte Systeme lassen sich deutlich einfacher montieren. Im Falle eines Auszugs kann das System einfach mitgenommen werden. Kabelbasierte Systeme sind besser vor Störungen geschützt und können auch große Häuser zuverlässig abdecken, aufgrund der benötigten zusätzlichen Kabel eignet sich diese Option aber nur für Neubauten oder Sanierungen.

Fallen Folgekosten an?

Bei vielen Smart Home-Anbietern fallen neben den einmaligen Kosten für die Geräte und Komponenten auch monatliche Kosten in Form einer Grundgebühr an (siehe hierzu auch unseren Artikel Smart Home Kosten im Überblick).

Ist der Datenschutz gewährleistet?

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Datenschutz und die Sicherheit des Systems. Schaut euch im Vorfeld die Datenschutzerklärung des Anbieters an und recherchiert im Internet, ob das Unternehmen in der Vergangenheit Probleme mit Sicherheitslücken oder mit einem unzureichenden Datenschutz hatte.

Ausführliche Tipps für die Auswahl eines Systems findet ihr in unserem Ratgeber zum Thema Smart Home System kaufen.

Die Zukunft des vernetzten Zuhauses: Smart Home Trends

Smart Home-Systeme sind in den vergangenen Jahren deutlich günstiger und gleichzeitig leistungsfähiger geworden. Diese Entwicklung dürfte sich in der Zukunft fortsetzen und damit das vernetzte Zuhause für noch mehr Menschen attraktiver machen.

Wir gehen davon aus, dass darüber hinaus folgende Trends und Entwicklungen das Smart Home der Zukunft prägen werden:

  • Besser Kompatibilität: Amazon, Google, Ikea und viele weitere Unternehmen arbeiten an dem neuen Industriestandard Matter. Mit Matter sollen sich die Geräte und Systeme der verschiedenen Smart Home-Anbieter miteinander vernetzten lassen. Verbraucherinnen und Verbraucher müssten sich dann nicht mehr für ein System entscheiden.
  • Künstliche Intelligenz: Das vernetzte Zuhause soll den Komfort erhöhen und Zeit einsparen, zu Beginn steht aber heute eine mehr oder weniger mühsame Einrichtungsarbeit: Im System müssen Nutzer eingerichtet, Abläufe hinterlegt und Geräte angelernt werden. Künstliche Intelligenz und selbstlernende Algorithmen werden künftig einen Teil dieser Arbeit für uns erledigen. So lernt das Smart Home-System automatisch, wann Bewohner typischerweise das Haus verlassen, damit Zeitprofile für die Heizungssteuerung und das Alarmsystem nicht mehr mühsam manuell eingerichtet werden müssen. Künstliche Intelligenz kann auch dabei helfen, ungewöhnliche Vorfälle im Haus (beispielsweise das Klirren einer Glasscheibe) zu identifizieren und automatisch Alarm schlagen.
  • Smarte Interfaces: Aktuell werden Systeme für die Hausautomatisierung primär mit dem Smartphone, per Sprachbefehl oder mit Wandschaltern gesteuert. Alle drei Optionen haben Nachteile: Das Smartphone ist nicht immer zur Hand, ein Sprachbefehl kann andere Bewohner nerven (oder das kleine Kind aufwecken) und ein Schalter kann nur eine begrenzte Anzahl an vorab definierten Aktionen auslösen. Künftig werden diese Möglichkeiten um weitere Steuerungsoptionen ergänzt. So könnte beispielsweise die gewünschte Helligkeit der Beleuchtung einfach mit einer Handgeste, die von entsprechenden Sensoren erkannt wird, eingestellt werden. Fibaro bietet etwa mit dem Fibaro Swipe bereits eine Lösung für die Gestensteuerung von Z-Wave Geräten an.
  • Das Smart Home wird unsichtbar: Der Wunsch nach einem vernetzten Zuhause lässt sich nicht immer mit den Ansprüchen an die Ästhetik vereinbaren: Mehr oder weniger klobige Sensoren am Fenster, Bildschirme zur Steuerung oder Zwischenstecker an den Steckdosen kennzeichnen heute noch oft das smarte Zuhause. Die gute Nachricht: Die Sensoren werden zunehmend kleiner und die Möglichkeiten der Vernetzung direkt in die Geräte integriert. Relevante Informationen, wie beispielsweise das Wetter oder das Livebild einer Überwachungskamera, könnten künftig auf Zuruf an die Wand projiziert oder im “smarten” Spiegel eingeblendet werden.

Smart Home: Weiterführende Links

Smart Home Grundlagen

Einbruchschutz und Gebäudesicherung

Datenschutz und –sicherheit

Smart Home Testberichte

Smart Home Einkaufsratgeber

Quellenangaben

¹ Bitkom: 3 von 10 Deutschen haben ein smartes Zuhause (abgerufen am 01.11.2019)
² Splendid Research: Studie: Smart Home Monitor 2019 (abgerufen am 01.11.2019)

Bildnachweis Titelgrafik: Shutterstock / Stanisic Vladimir

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Author

Nico berichtet seit 2013 über Smart Home-Themen und ist Herausgeber von Housecontrollers.de.