Homey verspricht, das Smart Home auf ein neues Level zu heben: Es vereint alle gängigen Standards – von Zigbee über Z-Wave und Wi-Fi bis zu Matter – und ermöglicht die nahtlose Integration von Geräten verschiedenster Hersteller. . Nach über einem Jahr täglicher Nutzung kann ich sagen: Das System ist so leistungsstark, wie es klingt. In diesem Erfahrungsbericht erfahrt Ihr, was Homey wirklich kann und wo noch Potenzial für Verbesserungen liegt.

Erster Eindruck und Einrichtung der Smart Home-Zentrale

Schon beim Auspacken fiel mir das durchdachte Design der Homey-Zentrale auf. Die runde, kompakte Form und die minimalistische Gestaltung lassen sie angenehm unauffällig erscheinen – perfekt, um sie dezent ins Wohnzimmer oder andere Wohnbereiche zu integrieren.

Mit einem Preis von rund 400 Euro ist Homey definitiv im oberen Preissegment, doch der Verzicht auf monatliche Gebühren macht das Modell unserer Meinung nach langfristig attraktiv.

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Die Einrichtung verläuft erstaunlich reibungslos: Die App führt Euch Schritt für Schritt durch den Prozess und macht es einfach, die ersten Geräte in kürzester Zeit anzubinden. Dennoch ist Homey kein System, das in ein paar Minuten komplett eingerichtet ist – je umfangreicher Euer Smart Home, desto mehr Zeit solltet Ihr (natürlich) einplanen. Die volle Automatisierung meines Hauses benötigte einige Stunden.

Ein Verbesserungspunkt wäre die Einführung von Vorlagen für typische Szenarien oder proaktive Vorschläge für die Konfiguration – das könnte den Einstieg deutlich erleichtern und den benötigten Zeitaufwand reduzieren. Künstliche Intelligenz würde derartige Funktionen ermöglichen und die Steuerung aller Geräte noch einmal deutlich vereinfachen, hat aber bislang noch keinen Einzug in das Homey-System erhalten.

Foto der Screenshot Zentrale von Homey
Smart Home-System Homey: Die Zentrale ist äußerst kompakt und verfügt lediglich über einen USB-C Stecker für die Stromversorgung. Die Smart Home-Geräte werden mit Funkprotokollen gesteuert.

Funktionsumfang und Bedienung

Der Funktionsumfang von Homey lässt für Automatisierungsfans kaum Wünsche offen. Das Herzstück bilden die „Homey Flows“, mit denen Ihr einfache Regeln festlegen („Bewegung erkannt, Licht an“), aber auch komplexe Szenarien erstellen, die mehrere Geräte und Bedingungen beinhalten. Mit den Flows könnt Ihr nicht nur einfache Abfolgen einrichten, sondern auch zeitliche Verzögerungen konfigurieren oder Prämissen formulieren (Nur zwischen X und Y Uhr, nur wenn die Sonne scheint, nur an Wochentagen etc.).

Screenshot: Homey App Flows
Homey App: Die Flows ermöglichen die Einrichtung von Automatisierungen.

In der Web App stehen zudem so genannte “Advanced Flows” zur Verfügung, die einen noch größeren Funktionsumfang bieten, aber leider nur im Web und nicht mit der Smartphone-App eingerichtet werden können.

Screenshot: Advanced Flows in der Homey Web App
Advanced Flows: In der Web App könnt Ihr Automatisierungen mit einem visuellen Editor sehr flexibel konfigurieren.

Die Flexibilität und Anpassbarkeit machen Homey zu einem der vielseitigsten Systeme, die ich bisher im Einsatz hatte – die Möglichkeiten gehen weit über das Hinaus, was etwa Apples HomeKit oder Amazon Alexa bietet.

Ein Alltagsbeispiel: Die Heizkörperthermostate in unserem Haus steuere ich über Homey, obwohl es sich um vergleichsweise alte Thermostate von Homematic handelt (für die Integration wird leider im Unterschied zu den meisten anderen Geräten die Homematic Zentrale benötigt). Mit der App „Homey Heizungsplaner“, die kostenlos im App Store von Homey zur Verfügung steht, kann ich Zeiten und Temperaturen flexibel einstellen. Das System regelt die Heizung und hilft mir so, Energiekosten zu senken – etwa, indem die Temperatur reduziert wird, sobald alle Bewohner das Haus verlassen haben. Die Heizungsplaner-App funktioniert zuverlässig, ist aber nicht besonders intuitiv – wir würden uns wünschen, dass Homey “out of the box” Funktionen für die Erstellung von Heizplänen zur Verfügung stellt.

Ein weiteres Beispiel ist die Integration unserer Saugroboter von Ecovacs. Über Homey habe ich sie so eingerichtet, dass sie immer dann starten, wenn alle Bewohner das Haus verlassen haben – so können die Geräte reinigen, ohne dass jemand gestört wird. Das sind nur einige der vielen Szenarien, die mit Homey möglich sind und die im Alltag einfach mehr Komfort bieten.

Auch die App selbst ist ansprechend gestaltet und gut strukturiert, was die Bedienung erleichtert. Ein Feature, das ich jedoch vermisse, ist ein Dashboard, das zentrale Daten wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Kamera-Feeds bündelt. Ein solches Dashboard wäre perfekt für ein fest installiertes Tablet an der Wand und könnte wichtige Informationen auf einen Blick anzeigen. Gerüchte in der Community lassen vermuten, dass Homey an dieser Funktion arbeitet – ich hoffe, sie wird bald veröffentlicht.

Homey App Screenshot: Startbildschirm
Die Homey-App ist intuitiv zu bedienen und bietet eine aufgeräumte, optisch ansprechende Oberfläche.

Das System lässt sich nicht nur per Smartphone-App, sondern auch bequem im Web steuern – eine Funktion, die viele Konkurrenzprodukte vermissen lassen, im Alltag jedoch äußerst praktisch ist, da das Smartphone nicht immer griffbereit ist. Neben Alexa und dem Google Assistant werden zudem Siri Shortcuts unterstützt – somit könnt Ihr auch Siri verwenden, um Sprachbefehle an das System zu richten.

Im Test lief die Smart Home-Zentrale über 12 Monate hinweg äußerst zuverlässig – nur ein einziger Neustart war erforderlich. Die Funkreichweite hängt stark von baulichen Gegebenheiten ab; bei unserer Installation im Keller eines Einfamilienhauses gab es jedoch keinerlei Probleme. Falls das System an seine Reichweitengrenzen stößt, lässt sich diese problemlos mit Thread-Repeatern, zum Beispiel mit kompatiblen Zwischensteckern, erweitern. Eine weitere Option: Die “kleine” Variante der Smart Home-Zentrale, die sogenannte Homey Bridge*, könnt Ihr ebenfalls als Repeater konfigurieren, um die Funkreichweite unkompliziert zu vergrößern. Kostenpunkt: Rund 70 Euro.

Smart Home mit Homey: Kompatible Standards und Geräte

Die große Stärke von Homey ist seine enorme Kompatibilität mit verschiedenen Smart Home-Standards. Ob Zigbee, Z-Wave, Wi-Fi, Bluetooth oder Matter – Homey vereint die verschiedenen Funkprotokolle und Standards und ermöglicht es Euch so, Geräte von unterschiedlichen Herstellern (in der Regel) problemlos zu integrieren. Während der Matter-Standard viele Hoffnungen weckte, aber bisher nur eingeschränkt nutzbar ist, setzt Homey auf bewährte Protokolle – inklusive Matter.

Homey Pro: Technische Eigenschaften

  • Prozessor: Quad Core 1.8 GHz CPU
  • Unterstützte Funkprotokolle und Standards: WLAN, Zigbee, Z-Wave Plus, Infrarot, 433 MHz RF, BLE, Matter, Thread.
  • Anschlüsse: USB-C
  • Kompatible Geräte und Hersteller: u.a. Philips Hue, Tado, Aqara, Ring, Sonos, Netatmo, Withings, Nuki, Gardena, Evocacs, Eufy, Tibber, Sonoff und viele mehr.

In meinem Zuhause laufen fast alle vernetzten Geräte über Homey. Die Philips Hue Lampen etwa ließen sich durch Anbindung der Hue-Bridge schnell einbinden, sodass ich nicht jede Lampe einzeln anmelden musste. Für die Poolpumpe verwende ich einen Matter-fähigen Zwischenstecker für den Außenbereich. Die Luftfeuchtigkeit im Keller überwache ich mit Sensoren von Sonoff. Wenn die Feuchtigkeit steigt, aktiviert Homey den Luftentfeuchter automatisch – aber nur tagsüber, damit es in der Nacht ruhig bleibt.

Auch ein Alarmsystem lässt sich mit Homey unkompliziert einrichten. Homey schaltet den Alarm automatisch scharf, sobald die letzte Person das Haus verlässt, und deaktiviert ihn, wenn die erste Person zurückkehrt. Im Alarmfall werden alle Hue-Lampen eingeschaltet, Alarmsirenen ausgelöst und eine Push-Benachrichtigung informiert die Hausbewohner.

Nicht zuletzt lässt sich Homey, wie oben bereits erwähnt, mit Sprachassistenten wie Amazon Alexa, Google Assistant und Apples Siri steuern. Das System reagiert auf Sprachbefehle, sodass Ihr Lichter, Temperaturen und Szenen per Sprache steuern könnt – ideal für Momente, in denen man keine Hand frei hat oder schnell eine Aktion auslösen möchte.

Anwendungsideen: Das Smart Home mit Homey automatisieren

Ein paar Beispiele, wie wir das Smart Home-System Homey verwenden, um den Alltag komfortabler zu gestalten und Energiekosten zu senken.

Klima & Energie

  • Wir verwenden Fenstersensoren, um unsere Klimaanlagen automatisch abzuschalten, sobald ein Fenster im gleichen Raum geöffnet wird. Für die Steuerung der Klimageräte verwenden wir das System von Tado, das sich problemlos in Homey integrieren lässt.
  • Wir überwachen die Luftfeuchtigkeit im Keller und schalten automatisch bei Bedarf Luftentfeuchter an. Außerdem wird automatisch die Heiztemperatur erhöht, um Schimmelbildung zu vermeiden.
  • Nachts werden automatisch nicht mehr benötigte Geräte ausgeschaltet, um Energiekosten zu sparen.
  • Wenn die letzte Person das Haus verlässt, wird automatisch das Licht im Haus ausgeschaltet, um Stromkosten zu sparen. Wir verwenden hierfür die Lampen und Leuchtmittel von Philips Hue, die sich in Homey integrieren lassen.
  • Wenn die letzte Person das Haus verlässt, wird die Heiztemperatur automatisch reduziert, um Heizkosten zu sparen. Sobald die erste Person nach Hause kommt, wird die Heiztemperatur wieder erhöht.

Sicherheit

  • Wenn ein Rauchmelder Rauch registriert, wird automatisch im gesamten Haus das Licht eingeschaltet.
  • Wir erhalten eine Pushnachricht, wenn alle Bewohner das Haus verlassen und noch Fenster geöffnet sein sollten.
  • Sobald alle Bewohner das Haus verlassen haben, wird automatisch das Alarmsystem aktiviert. Sobald die erste Person nach Hause kommt, wird der Alarm wieder deaktiviert. Wir verwenden hierfür die Heimdall App aus dem Homey App Store.
  • Wenn die Kameras im Außenbereich Bewegungen registrieren und sich kein Bewohner Zuhause aufhält, erhalten wir automatisch Pushnachrichten auf unseren Smartphones.

Komfort

  • Sobald die letzte Person das Haus verlässt, reinigen unsere Saugroboter von Ecovacs automatisch den Boden.
  • Abends und Nachts wird automatisch die Außenbeleuchtung von Philips Hue eingeschaltet, sobald ein Bewohner nach Hause kommt.
  • Sobald wir den Fernseher einschalten, wird die Beleuchtung im Wohnzimmer für den Filmabend angepasst. Hierfür nutzen wir einen smarten Zwischenstecker und verwenden einen Flow, der ausgelöst wird, sobald der Stromverbrauch des TV-Geräts am Zwischenstecker zunimmt.

Garten und Pool

  • Die Poolpumpe wird automatisch eingeschaltet, wenn die Außentemperatur unter 3 Grad fällt – so vermeiden wir, dass Frostschäden am Pool entstehen. Hierfür verwenden wir einen Matter-fähigen Zwischenstecker für den Außenbereich und die Wetterstation von Netatmo, um die Temperatur zu messen.
  • Die Pumpe unserer Zisterne wird bei Bedarf mittels Alexa-Sprachbefehl ein- und automatisch nach 30 Minuten wieder ausgeschaltet. Hierfür verwenden wir einen Matter-fähigen Zwischenstecker für den Außenbereich.

Homey: Diese Produkte könnten wir empfehlen


Homey ist mit Hunderten von Produkten und Herstellern kompatibel. Die folgenden Geräte haben wir im Zusammenspiel mit Homey selbst getestet und können sie uneingeschränkt empfehlen.

Beleuchtung

  • Lampen und Leuchtmittel von Philips Hue (Amazon*)

Tür- und Fenstersensor

  • Aqara Tür- und Fenstersensor (Amazon*)

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Klima

  • Netatmo Smarte Wetterstation (Amazon*)
  • Tado smarte Klimaanlagensteuerung (Amazon*)
  • SONOFF SNZB-02D Zigbee Temperatur- und Feuchtigkeitssensor (Amazon*)

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Saugroboter

  • Saug- und Wischroboter von Ecovacs (Amazon*)

Kameras

  • Ring Videotürklingel (Amazon*)
  • Innen- und Außenkameras von Netatmo (Amazon*)

Entertainment

  • Sonos Lautsprecher (Amazon*)

Steckdosen / Zwischenstecker

  • Fibaro Wandstecker Z-Wave Plus (Amazon*)
  • LEDVANCE SMART+ MATTER Outdoor Plug für den Außenbereich (Amazon*)

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Homey Pro im Test: Unser Fazit

Nach einem Jahr mit Homey Pro kann ich sagen, dass uns das System rundum überzeugt hat. Der hohe Preis von 400 Euro ist sicherlich happig, aber Ihr bekommt dafür eine leistungsstarke und vielseitige Zentrale, die zahlreiche Smart Home-Standards vereint und keine monatlichen Gebühren verlangt. Die Homey Flows bieten nahezu unbegrenzte Möglichkeiten für Automatisierungen.

Die Steuerung der Heizkörper, die automatische Reinigung durch den Saugroboter, die Sicherheit durch das Alarmsystem – Homey wird zu einem echten Allrounder und vereinfacht den Alltag ungemein. Ein Dashboard und eine direkt integrierte Heizungssteuerung (ohne, dass hierfür eine von der Community entwickelte App verwendet werden muss) wären willkommene Ergänzungen, die der Hersteller hoffentlich mit künftigen Software-Updates zur Verfügung stellt.

Die Homey-Zentrale ist für rund 400 Euro im Handel erhältlich, zum Beispiel bei Amazon* oder Proshop*.

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Für alle, die in ein vielseitiges und umfassendes Smart Home-System investieren möchten, das keine Kompromisse bei der Gerätekompatibilität macht, ist Homey unserer Meinung nach eine gute Wahl. Smart Home-Einsteiger könnten von den zahlreichen Möglichkeiten des Systems allerdings überfordert und von dem hohen Preis der Zentrale abgeschreckt sein.

Übrigens: Mit der Homey Bridge bietet der Hersteller auch eine deutlich günstigere Version der Zentrale für nur 70 Euro an. Diese Option können wir allerdings nicht empfehlen, da der Leistungsumfang stark eingeschränkt ist und ein Abo (2,99 Euro pro Monat) notwendig ist, um die Bridge uneingeschränkt verwenden zu können.

Homey Pro

399,00
8.6

Einrichtung

7.0/10

Funktionsumfang

9.5/10

Kompatibilität

10.0/10

Preis-Leistung

8.0/10

Vorteile

  • sehr hohe Anzahl an unterstützten Standards und Geräten
  • hoher Funktionsumfang
  • unterstützt Alexa, Siri und Google Assistant
  • keine Abogebühren
  • hohe Zuverlässigkeit

Nachteile

  • hoher Preis für Zentrale
  • Bedienung der Community-Apps (Erweiterungen) teilweise nicht intuitiv
  • zeitaufwendige Einrichtung (fehlende Vorlagen / Empfehlungen)
  • (bislang) kein Smart Home-Dashboard
Author

Ich bin Nico Zorn und beschäftige mich seit vielen Jahren intensiv mit dem Smart Home. Im Jahr 2013 habe ich mit HouseControllers eines der ersten deutschsprachigen Smart Home Magazine gegründet. Mehr über mich.