Netgear Orbi will mit einem Mesh-System schnelles und störungsfreies WLAN im gesamten Haus ermöglichen. Wir haben ausprobiert, wie gut das in der Praxis funktioniert.

Wer ein größeres Haus zuverlässig mit WLAN abdecken möchte, kam bislang schnell an die Grenzen der Technik: Mit WLAN-Repeatern konnte zwar die WLAN-Reichweite vergrößert werden, gleichzeitig sank aber auch die Verbindungsgeschwindigkeit. Idealerweise werden im gesamten Haus Netzwerkkabel verlegt, was aber meistens nur bei Neubauten oder im Zuge einer Kernsanierung mit vertretbaren Aufwand möglich ist.

Mesh-Systeme sollen hier Abhilfe schaffen. Die Systeme bestehen aus einer Zentrale und  mehreren “Satelliten”, die nicht – wie klassische WLAN-Reapter – einfach nur das Signal verstärken sondern ein eigenes WLAN-Signal aufspannen und kabellos untereinander Daten austauschen.

Das gesamte WLAN ist dennoch unter einem Netzwerknamen (SSID) erreichbar und der Wechsel von Satellit zu Satellit findet fließend im Hintergrund statt – das WLAN-Gerät wird je nach Standort automatisch mit dem Satelliten verbunden, der das beste WLAN-Signal bietet. Im Unterschied zu den klassischen WLAN-Repeatern kann mit den neuen Mesh-Systemen im gesamten Haus eine hohe WLAN-Bandbreite zuverlässig zur Verfügung gestellt werden.

Erster Eindruck

In unserem Test möchten wir ein Einfamilienhaus mit einer Wohnfläche von 212 Quadratmetern auf einem Grundstück mit 990 Quadratmetern mit WLAN abdecken und haben hierfür die Variante “AC2200 RBK20” (Amazon*) gewählt, die aus einer Zentrale und einem Satelliten besteht und  eine Wohnfläche von bis zu 250 Quadratmeter abdecken können soll.

Netgear Orbi WLAN-Mesh System im Test
Netgear Orbi im Test: Lieferumfang des WLAN Mesh-Systems

Nach dem Auspacken fällt zunächst das schlichte Design der beiden Geräte auf: Die Geräte sehen mit ihrem ovalen, abgerundeten und in einem matten weiß gehaltenen Gehäuse ansprechend und zurückhaltend aus. Im Vergleich zu klassischen WLAN-Routern, die man in der Regel eher verstecken möchte, lassen sich die Orbi-Geräte beispielsweise auf einer Fensterbank oder im Schrank platzieren und fallen dort trotz der relativ großen Abmessungen von 14 x 6 x 16 Zentimetern nicht sonderlich auf – die Konkurrenzprodukte  Google Wifi oder Linksys Velop sind deutlich kompakter.

Netgear Orbi: Technische Daten

  • Kombinierte WLAN-Geschwindigkeit: 2200 MBit/s (866 + 866 + 400 MBit/s)
  • Reichweite: 250 Quadratmeter
  • Dedizierter Backhaul: 2×2 (5 GHz)
  • WLAN-Technologie: Tri-Band
  • Arbeitsspeicher: 256 MB Flash und 512 MB RAM
  • MU-MIMO: Ja
  • Antennen: Vier interne Antennen (jeweils)
  • Beamforming: Ja
  • Gigabit-Ethernet-Ports (Router): 1x WAN und 1x LAN
  • Gast-WLAN-Netzwerk: Ja
  • WPA-/PSK2-Unterstützung: Ja
  • Kompatibel mit Amazon Alexa: Ja

Einrichtung und Funktionsumfang

Das Netgear Orbi-System richtet sich klar an Nutzer, die mehr wert auf eine einfache Bedienung als auf zahlreiche Konfigurationsmöglichkeiten legen. Dementsprechend einfach ist der Einrichtungsvorgang aufgebaut: Das System kann vollständig mit der Orbi Smartphone-App eingerichtet werden und der gesamte Konfigurationsvorgang ist innerhalb von rund 10 Minuten erledigt.

Im Detail sind folgende Schritte notwendig, um das Orbi-System in Betrieb zu nehmen:

  1. Zentrale an eine Steckdose anschließen und mit dem beiliegenden Netzwerkkabel mit dem DSL-Model (Fritzbox o.ä.) verbinden
  2. Satellit an Steckdose anschließen (zunächst im gleichen Raum damit sich die beiden Geräte verbinden können, kann nach der Einrichtung am gewünschten Ort platziert werden)
  3. Orbi-App aus dem App Store laden (verfügbar für iOS und Android) und den Einrichtungsprozess starten
  4. Orbi-Konto einrichten und per E-Mail bestätigen
  5. Mit der App den QR-Code auf der Unterseite der Zentrale scannen und den Einrichtungsvorgang abschließen (hierbei wird u.a. der Satellit automatisch erkannt und dem System hinzugefügt)

Wer die App nicht nutzen möchte, kann den Einrichtungsvorgang alternativ mit einem Webbrowser anstoßen. In unserem Test hat die Einrichtung auf Anhieb funktioniert. Der Prozess ist verständlich aufgebaut, weshalb auch Anwender, die technisch nicht besonders versiert sind, dabei keine größeren Probleme haben sollten.

Netgear Orbi
Netgear Orbi: Die Geräte sehen schick aus, könnten aber etwas kompakter sein.

Der Funktionsumfang von Netgear Orbi ist überschaubar. In der App lässt sich beispielsweise ein Gastzugang einrichten oder mit einer optional erhältlichen App (“Circle Parents Control”) eine Kindersicherung einrichten. Darüber hinaus lassen sich in der App unter dem Menüpunkt “Geräteliste” die aktuell verbundenen WLAN-Geräte einsehen – das war es im Wesentlichen auch schon, allerdings benötigt das System auch keine weiteren Funktionen, um seinen Job zu machen: Ein zuverlässiges und schnelles WLAN bereitzustellen – und genau das funktionierte in unserem Test einwandfrei.

WLAN-Geschwindigkeit

Für den Test haben wir die Orbi-Zentrale im Keller (Technikraum) und den Satelliten im Erdgeschoss platziert. Nach der Einrichtung des Systems waren wir zunächst positiv von der Reichweite überrascht: Nicht nur das Haus, sondern nahezu das gesamte Grundstück waren mit WLAN versorgt. Neben der Abdeckung zählt natürlich die Geschwindigkeit und auch hier kann Orbi punkten: Mit einem iPhone X, das sich im gleichen Raum wie die Zentrale befindet, konnten wir mit der WLAN-App von AVM einen Durchsatz von 273 Mbit/s messen. Den Satelliten haben wir für den Test in der Küche platziert, die rund 10 Meter entfernt ist. In diesem Raum lag der Durchsatz bei immer noch sehr guten 246 Mbit/s und selbst im Außenbereich konnten wir noch 92,6 Mbit/s messen – lediglich im hinteren Teil des Gartens sank die Geschwindigkeit deutlich auf rund 10 Mbit/s ab, teilweise hatten wir hier auch gar keinen Empfang mehr.

Bei den Messwerten handelt es sich um um die Geschwindigkeit im internen Netzwerk – die Downloadgeschwindigkeit hängt natürlich primär von eurer Internetverbindung ab. (wir konnten mit dem Orbi-System rund 90 Mbit/s bei einer 100 Mbit/s Leitung erzielen).

Sicherlich: Die erzielte Geschwindigkeit kann je nach Gebäude (Quadratmeter, Material der Wände, verwendete Hardware etc.) stark schwanken, unsere guten Ergebnisse decken sich aber mit den Messwerten anderer Magazine, wie beispielsweise Tom’s Guide oder Netzwelt.

Übrigens: Der Satellit kann mit der aktuellen Firmware auch über den Netzwerkanschluss auf der Rückseite mit dem Heimnetz verbunden werden (“Ethernet Backhaul”), was in großen Häusern zu einem noch schnelleren, beziehungsweise stabilerem WLAN-Netzwerk führen dürfte.

Wichtig zu wissen: Das Netgear Orbi-System besitzt kein integriertes Modem, es kümmert sich also nicht um den Zugang zum Internet sondern lediglich um das WLAN in eurem Haus. Die Fritzbox oder ein anderer Router mit Modem wird weiterhin benötigt und mittels Netzwerkkabel mit der Orlo-Zentrale verbunden. Das integrierte WLAN der Fritzbox kann anschließend deaktiviert werden, die Box wird dann lediglich als Modem genutzt. Das bedeutet aber auch: Wenn es Probleme mit dem Internetzugang gibt, muss in zwei Systemen nach der Ursache gesucht werden (Liegt es an der Fritzbox oder an Netgear Orbi?).

Vor- und Nachteile im Überblick

Vorteile

  • schnelles und zuverlässiges WLAN im gesamten Haus
  • sehr einfache und schnelle Einrichtung
  • einfache Bedienung
  • ansprechendes Design
  • erweiterbar

Nachteile

  • relativ hoher Preis
  • große Geräte
  • kein DSL-Model (kann Fritzbox o.ä. nicht ersetzen)
  • begrenzter Funktionsumfang

Netgear Orbi im Test: Unser Fazit

Das Netgear Orbi WLAN Mesh-System konnte in unserem Test mit einer sehr guten WLAN-Reichweite und –Geschwindigkeit überzeugen. Die Einrichtung ist sehr intuitiv aufgebaut und kann vollständig über die Orbi-App des Herstellers erfolgen. Die Geräte könnten zwar etwas kompakter sein, machen ansonsten aber auch optisch eine gute Figur.

WLAN-Probleme sollten in den meisten Haushalten mit dem Orbi-System der Vergangenheit angehören – selbst für Streams in 4K-Auflösugn reicht die Geschwindigkeit locker aus. Wir würden zwar nach wie vor eine LAN-Verkabelung bevorzugen, um ein noch stabileres Netz herzustellen. Für Häuser oder Wohnungen, in denen keine Kabel verlegt werden können, ist das Netgear Orbi-System aber eine sinnvolle Alternative, um schnelles Internet in allen Zimmern bereitzustellen.

Preis und Verfügbarkeit

Das von uns getestete System Netgear Orbi AC2200 RB20, bestehend aus der Zentrale und einem Satelliten, eignet sich laut dem Hersteller für bis zu 250 Quadratmeter und kostet rund 235 Euro (Amazon*). Je nach Bedarf sind weitere Sets erhältlich, so kostet beispielsweise ein Set bestehend aus der Zentrale und zwei Satelliten rund 310 Euro (Amazon*). Die Satelliten können als Erweiterung für rund 140 Euro auch einzeln gekauft werden. Laut Netgear deckt ein Satellit rund 125 Quadratmeter ab.

Anzeige / Letzte Aktualisierung am 17.04.2024 um 04:40 Uhr / Affiliate Links* / Bilder: Amazon

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Author

Nico berichtet seit 2013 über Smart Home-Themen und ist Herausgeber von Housecontrollers.de.