Das hat gedauert: In den USA ist das Smart Home Sicherheitsgerät Canary bereits seit 2014 erhältlich, hierzulande efolgte der Verkaufsstart erst vor wenigen Tagen. Wir haben uns ein Exemplar gesichert und verraten euch in unserem Test, ob sich das Warten gelohnt hat.

Canary im Test: Erster Eindruck

Der Hersteller bezeichnet das rund 150 Euro teure Canary als All-in-One Security Device und hat, um diesen Versprechen gerecht zu werden, das Gerät mit einer HD Kamera inklusive Nachtsichtmodus, einem Mikrofon, einem Bewegungssensor, einer Alarmsirene und Sensoren zur Messung der Temperatur und Luftqualität ausgerüstet.

Beim Auspacken der Überwachungskamera wird schnell klar, welches Unternehmen für das Verpackungsdesign Pate stand: Der schlichte und hochwertig anmutende Karton erinnert an die Verpackungen von Apple-Geräten. Der positive Eindruck bestätigt sich mit einem Blick auf das Gerät: Canary wirkt solide verarbeitet und punktet mit einem ansprechenden Design.

Canary im Test: Unboxing
Elegant und aufgeräumt: Die Verpackung des Überwachungssystems.

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es allerdings: Staub und Fingerabdrücke zeichnen sich auf dem Gehäuse deutlich ab. Canary ist 15,24 Zentimeter hoch und hat einen Durchmesser von 7,62 Zentimeter. Im Vergleich zu den Konkurrenzprodukten Netgear Arlo oder Withings Home ist das Gerät recht groß, dennoch lässt es sich beispielsweise gut in einem Regal platzieren ohne dort groß aufzufallen.

Canary Testbericht
Canary hinterlässt mit seinem schlichten, eleganten Design einen positiven ersten Eindruck.

 

Canary Vergleich
Größenvergleich: Netgear Arlo, Withings Home und Canary (von links nach rechts).

Lieferumfang

Im Paket befindet sich neben dem röhrenformigen Canary das Netzteil, eine kompakte Bedienungsanleitung, zwei Aufkleber (“Protected by Canary – Active Video Monitoring”) sowie ein Klinkenkabel. Letzteres kann genutzt werden, um die Kamera einzurichten.

Canary Lieferumfang
Im Lieferumfang befinden sich zwei Aufkleber, um potenzielle Einbrecher abzuschrecken (“Protected by Canary”).

Canary: Einrichtung und Inbetriebnahme

Vor der Nutzung der Überwachungskamera steht die Einrichtung, die erfreulicherweise sehr simpel aufgebaut ist. Die zu Canary gehörige Smartphone App (erhältlich für iOS und Android) führt in wenigen Schritten durch den Prozess. Zunächst wird ein Benutzerkonto angelegt, wobei neben dem Namen die eigene E-Mail-Adressen und die Mobilfunknummer angegeben werden müssen. Im Laufe des Einrichtungsprozesses verlangt die App zudem die Freigabe der GPS-Daten, beziehungsweise des Standorts. Anhang der GPS-Daten kann die Kamera beim Verlassen des Hauses automatisch aktiviert, beziehungsweise deaktiviert werden.

Canary speichert aufgezeichnete Videos ausschließlich in der Cloud, ein entsprechendes Konto bei dem Hersteller ist für die Nutzung also zwingend erforderlich.

Canary Einrichtung
Die Smartphone App erläutert den Einrichtungsvorgang.

Das Passwort für das WLAN-Netz sowie die weiteren Konfigurationsdaten werden entweder mit dem mitgelieferten Klinkenkabel oder via Bluetooth von dem Smartphone auf das Gerät übertragen. Der Hersteller empfiehlt die Bluetooth-Variante, allerdings hat diese Option in unserem Test nicht funktioniert: Canary wollte sich via Bluetooth partout nicht mit dem im Test eingesetzten iPhone 6S verbinden, weshalb wir auf das Klinkenkabel als Alternative zurückgegriffen haben. Die Konfiguration wird dabei mittels Audiosignalen von dem Smartphone auf die Überwachungskamera übertragen, was etwas gedauert, dafür aber reibungslos funktioniert hat.

Vor der eigentlichen Inbetriebnahme wurde noch die Firmware des Geräts aktualisiert. Insgesamt war die vollständige Ersteinrichtung innerhalb von 15 Minuten erledigt.

Canary Einrichtung
Vor der Inbetriebnahme wird die Software des Canary automatisch auf den neuesten Stand gebracht.

Nach dem Einrichtungsvorgang kann die Kamera an der gewünschten Stelle im Haus platziert werden. Die Verbindung mit dem Internet erfolgt wahlweise mit einem Netzwerkkabel oder drahtlos via WLAN; ein Netzwerkanschluss ist am Aufstellungsort also nicht unbedingt erforderlich.

Wichtig zu wissen: Canary kann sich ausschließlich mit einem 2,4-GHz-Netzwerk verbinden. Viele neuere Router können parallel in 2,4 GHz und in 5 GHz übertragen – wer die Kamera drahtlos einsetzen möchte, muss seinen WLAN-Router entsprechend konfigurieren.

Gut gefällt uns, dass der Hersteller dem Gerät ein flaches Kabel für den Stromanschluss beigelegt hat: Das Kabel zur Steckdose kann so dezent hinter einem Schrank verschwinden.

Funktionsumfang und Bedienung

Kommen wir zu einer zentralen Frage: Ist Canary tatsächlich ein “All in One”-Sicherheitsgerät? Werfen wir zunächst einen Blick auf die technischen Eckdaten: Canary besitzt eine 1080p Kamera mit einem 147° Weitwinkelobjektiv und Nachtsichtmodus, einen Bewegungssensor, Sensoren zur Messung der Temperatur, der Luftfeuchtigkeit und der Luftqualität, ein Mikrofon und eine 90 db laute Sirene. Die Sirene stellt dabei das wesentliche Alleinstellungsmerkmal dar: Während vergleichbare Produkte wie Netatmo Welcome oder Withings Home ebenfalls mit Kameras und verschiedenen Sensoren ausgerüstet sind, besitzt nur Canary eine integrierte Alarmsirene.

Im Vergleich zu den Mitbewerbern kann Canary also nicht nur zur Überwachung eingesetzt werden, sondern Eindringlinge – im Idealfall – mit der Sirene auch vertreiben. Eine sinnvolle Funktion, schließlich möchte man im Fall der Fälle Einbrecher nicht nur beim Ausräumen der Wohnung beobachten, sondern auch Maßnahmen ergreifen, um die ungebetenen Gäste zu verscheuchen. Hierfür empfiehlt es sich freilich, das Gerät so anzubringen, das ein Einbrecher nicht einfach den Netzstecker ziehen kann.

Die Bedienung der Smartphone App ist denkbar einfach. Nach dem Öffnen der App werden auf dem Bildschirm die Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit sowie der gerade aktivierte Modus angezeigt.

Canary Smartphone App
Der Startbildschirm zeigt den aktivierten Modus (das Icon unten links) sowie die aktuellen Messwerte der Raumtemperatur und der Luftfeuchtigkeit.

Der Nutzer kann zwischen den folgenden Optionen wählen:

  • Aktiviert: Videoaufnahmen und Benachrichtigungen bei Bewegung
  • Deaktiviert: Videoaufnahmen bei Bewegung ohne Benachrichtigung
  • Privat: Kamera und Mikrofon sind völlig ausgeschaltet

Sehr gut gefällt uns die Auto-Modus-Umschaltung. Wird diese Funktion eingeschaltet, aktiviert sich die Überwachungskamera selbst, wenn der Nutzer das Haus verlässt. Sobald der Anwender zurückkehrt, schaltet Canary automatisch auf “Deaktiviert” oder “Privat”.

canary-geofencing
Einrichtung der Geofencing-Funktion

Das Fehlen solch einer “Geofencing”-Funktion haben wir in unseren Tests der Konkurrenzprodukte oft kritisiert, schließlich ist es schlichtweg nervig, beim Verlassen des Hauses und bei der Rückkehr den Modus der Überwachungskamera ständig manuell umzuschalten. Einige der Konkurrenzprodukte, wie beispielsweise die Withings Home, unterstützen zwar mittlerweile die Iftt-Plattform und können somit auf die Geofencing-Funktion von Ifttt zurückgreifen, dennoch ist es löblich, dass Canary die Funktion “out of the box” anbietet. Gut gefällt uns auch, dass die Canary App mehrere Nutzer unterstützt und das Geofencing dementsprechend auch in Mehrpersonenhaushalten zum Einsatz kommen kann.

Zurück zum Startbildschirm der Smartphone App: Ein Tab auf den “Live”-Button aktiviert erwartungsgemäß den Livestream. Während der Stream angezeigt wird, sind im unteren Bereich der App Buttons sichtbar, mit denen jederzeit die Sirene ausgelöst oder eine Telefonverbindung zur Polizei hergestellt werden. Ein kleines aber durchaus nützliches Detail, schließlich möchte man im Falle eines Einbruchs schnell reagieren ohne sich durch Menüs des Smartphones hangeln zu müssen.

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Das Weitwinkelobjektiv erfasst den gesamten Raum.

Sämtliche aufgezeichneten Videos können in der sogenannten Timeline abgerufen werden. Hier wird allerdings auch protokolliert, wann Bewohner nach Hause kommen oder das Haus verlassen – mit Blick auf die Privatsphäre der Bewohner könnte diese Funktion für den ein oder anderen Anwender etwas heikel sein. Wünschenswert wäre, wenn sich die Darstellung dieser Informationen optional deaktivieren ließe.

Canary App: Timeline
In der Timeline werden Videos und weitere Ereignisse protokolliert.

Gut gefällt uns, dass die Canary App die Apple Watch unterstützt. Auf der Smartwatch werden nicht nur Benachrichtigungen, sondern auch die Aufnahmen der Kamera angezeigt, was im Alltag durchaus praktisch sein kann.

canary-apple-watch
Die Canary App unterstützt die Apple Watch

Für den Einsatz als All-in-One Überwachungsgerät vermissen wir die Möglichkeit, weitere Geräte oder Sensoren mit dem Canary zu verbinden. Wünschenswert wären beispielsweise Tür- und Fenstersensoren oder eine Anbindung an Beleuchtungssysteme wie Philips Hue. Mit der Unterstützung der Automatisierungsplattform Ifttt könnten zahlreiche weitere Geräte und Webdienste an Canary angebunden und der Funktionsumfang damit deutlich erweitert werden – schade, dass diese Funktion bislang nicht vorhanden ist.

Bildqualität und Zuverlässigkeit

Die integrierte HD-Kamera (1080p) liefert ein einwandfreies Bild, in das dank der hohen Auflösung in mehreren Stufen hineingezoomt werden kann, beispielsweise um gefilmte Personen genauer unter die Lupe zu nehmen. Ein klarer Pluspunkt ist zudem das eingesetzte Weitwinkelobjektiv, mit dem sich auch größere Räume gut abdecken lassen. In unserem Test wurde das Livebild mit einer Verzögerung von verschmerzlichen 10 bis 15 Sekunden angezeigt. Der integrierte Nachtsichtmodus erzielt auch bei völliger Dunkelheit eine überraschend gute Bildqualität; die Gesichter von Personen lassen sich gut erkennen.

Sowohl mit der App als auch mit dem Gerät selber gab es keinerlei Probleme in Form von Abbrüchen oder sonstigen Fehlern – Canary verrichtet zuverlässig seinen Dienst. Sollte die Stromversorgung des Geräts unterbrochen werden, wird der Anwender hierüber innerhalb weniger Sekunden auf seinem Smartphone mit einer Push-Nachricht informiert – eine praktische Funktion, die ein zusätzliches Plus an Sicherheit bringt.

Sicherheit, Datenschutz und Kosten für den Cloud-Dienst

Wie eingangs bereits erwähnt werden Videos nicht lokal auf dem Gerät, sondern auf den Servern des Anbieters, in der sogenannten Cloud, gespeichert. Der Vorteil liegt auf der Hand: Würden die Dateien (ausschließlich) auf dem Gerät selber gespeichert, könnte ein Einbrecher die Videos vernichten oder das Gerät mitsamt den Aufzeichnungen einfach mitnehmen. Andererseits werden sämtliche Videoaufzeichnungen aus den eigenen vier Wänden auf den Servern des Herstellers (in den USA) gespeichert – ein Vorgang, den man mit Blick auf den Datenschutz und die Privatsphäre durchaus kritisch sehen kann.

Die meisten Konkurrenzprodukte setzen zwar ebenfalls auf Cloud-basierte Lösungen, spätestens die Enthüllungen des NSA-Skandal dürften aber einige Verbraucher verunsichert haben. Vermutlich auch deshalb betont der Hersteller auf seiner Website den Schutz der Videos und Daten:

Die Sicherung von Videos und Daten hat bei uns höchste Priorität. Wir haben das Canary-System so entwickelt, dass es einfach zu bedienen ist, ohne dabei aber auf die Sicherheitsmaßnahmen zu verzichten, die man beim Streaming und Speichern von Videos benötigt. Alle Teile unseres Systems – vom Gerät über die Cloud bis zur App – nutzen umfassende Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz privater Daten, zum Beispiel symmetrische 256-Bit-Verschlüsselung nach AES, Virtual Private Cloud (VPC), sicheren HTTP-Zugriff (HTTPS) mit TLS/SSL und noch mehr.

Ein weiterer Nachteil des Cloud-Dienstes sind die anfallenden Kosten: Wer kein Abo abschließen möchte, kann die aufgezeichneten Videos 24 Stunden lang abrufen. Ein Zeitraum von 30 Tagen schlägt mit 99 Euro pro Jahr zu Buche.

Zum Vergleich: Das Konkurrenzprodukt Withings Home speichert Videos in der kostenlosen Variante 48 Stunden lang und für die Speicherung von 30 Tagen werden 19,95 Euro pro Monat fällig. Das drahtlose Videoüberwachungssystem Netgear Arlo speichert Videos in der Cloud sogar für den Zeitraum von sieben Tagen kostenlos.

Preise und Verfügbarkeit

Canary kann für 219 Euro in den Farben weiß oder schwarz im Online-Shop des Herstellers bestellt werden. Bei Amazon ist das Überwachungssystem bereits für 150 Euro zu haben*.

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Canary im Test: Unser Fazit

Canary ist ein solides und “smartes” Sicherheitssystem, das mit einer guten Kamera (HD, Weitwinkel), praktischen Features (Automatische Aktivierung/Deaktivierung, Benachrichtigung bei Stromunterbrechung, Messung der Luftqualität) und einem ansprechenden Design punkten kann. Ein Highlight und Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zu den Konkurrenzprodukten ist die integrierte Alarmsirene. Punktabzug gibt es für den etwas zu teueren Cloud-Dienst und die fehlenden Vernetzungsmöglichkeiten mit weiteren Geräten.

Canary Alternativen

  • Die Überwachungskamera Netatmo Welcome sieht schick aus, ist kompakter als Canary und kann Gesichter erkennen. Netatmo Welcome kostet aktuell rund 190 Euro (Amazon*). Videos werden lokal auf einer SD-Karte im Gerät oder einem FTP-Server gespeichert – dementsprechend fallen keine Kosten für einen Cloud-Dienst an.
  • Netgear Arlo ist eine wetterfeste WLAN-Überwachungskamera, die vollständig drahtlos arbeitet (WLAN / Stromversorgung mit Batterien). Der Preis: Rund 200 Euro für das Einsteigerpaket mit Zentrale und einer Kamera (Amazon*).
  • Withings Home ist eine kompakte Überwachungskamera, die genau wie Canary mit einer HD-Kamera ausgestattet ist und ebenfalls die Luftqualität misst. Die Home kostet aktuell 187 Euro (Amazon*). Auf eine Sirene muss der Anwender bei der Home – genau wie bei den weiteren vorgestellten Alternativen – allerdings verzichten.

// Der Artikel wurde am 21.03.2018 aktualisiert (Canary hat die Abo-Kosten mittlerweile gesenkt)

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Author

Nico berichtet seit 2013 über Smart Home-Themen und ist Herausgeber von Housecontrollers.de.