Wir haben uns in den letzten Jahren mit vielen verschiedenen Lösungen zur Videoüberwachung beschäftigt und einige Testberichte dazu veröffentlicht. In diesem Artikel berichten wir über unsere Praxiserfahrungen und die Vor- und Nachteile der verschiedenen Überwachungskameras für den Innen- und Außenbereich.

Unterschiede der Überwachungslösungen

Wer eine Kamera zur Indoor- oder Outdoor-Überwachung sucht, sollte sich zunächst fragen, wie er später auf die aufgenommenen Videos zugreifen möchte. Hier stellt sich die Frage, ob man die Videos selbst z.B. lokal auf einem eigenen Netzwerkspeicher (NAS) speichern möchte, oder ob diese in einem Cloud-Dienst eines Herstellers gespeichert werden sollen/dürfen. So gibt es günstige Kameras, die u.U. selbst keinen eigenen Speicher haben und die Videos direkt an eine eigene, lokale Speicherlösung streamen oder das Video im Browser verfügbar machen.

Vorteil hier: Auch wenn es den Hersteller irgendwann mal nicht mehr geben sollte, funktioniert die Kamera weiter, da sie nicht von einem Service des Herstellers abhängig ist. Ein weiterer Vorteil bei derartigen Lösungen sind die in der Regel geringeren Kosten: Die meisten Hersteller verlangen monatliche Gebühren für die Bereitstellung ihrer Cloud-Dienste – diese Kosten fallen bei rein lokalen Lösungen natürlich (abgesehen von den Kosten für die lokale Datenhaltung, also das NAS und die Stromkosten) nicht an.

Nachteil: Diese “lokalen” Lösungen bieten weniger Funktionen. So sind Push-Nachrichten auf das Smartphone, Personenerkennung und ähnliche Dinge meistens gar nicht möglich. Wer jedoch diese Funktionen gar nicht benötigt und ausschließlich die Videos der Überwachungskameras nachträglich ansehen möchte, wird mit einer einfachen, günstigen Netzwerk-Kamera zurecht kommen.

Nest Cam IQ Indoor Kamera
Nest Cam IQ Indoor Kamera

Auch gibt es Lösungen, die voll auf Cloud-Dienste setzen und dauerhaft das Livebild an den Hersteller streamen, der es erst dort automatisch auswertet und zum Abruf über die App bereitstellt. Die Tochterfirma Nest des Google-Konzerns Alphabet (demnächst wieder unter dem Dach von Google) bietet derartige Kamera-Lösungen an.

Es gibt von der Firma Netatmo auch einen Weg “dazwischen” – bei Netatmo werden die aufgenommenen Videos zwar lokal (verschlüsselt) in der Kamera auf einer SD-Karte gespeichert und ausgewertet, der Abruf der Videos in der Smartphone-App funktioniert aber über einen Cloud-Service von Netatmo.

Wir stellen die unterschiedlichen Lösungen mit den wichtigsten Funktionen und Eigenschaften in einer Übersicht vor:

Vergleich: Indoor-Überwachungskameras

Einfache Netzwerk-Kameras verschiedener Hersteller – Beispiele

Wansview 1080P WiFi Wlan IP-Sicherheitskamera (ca. 60€ bei Amazon*)

  • Auflösung: 1920×1080
  • Schwenk- und Neige-Funktion
  • 2-Wege Audio
  • Nachtsicht-Funktion

INSTAR IN-6001HD HD IP-Kamera (ca. 109€ bei Amazon*)

  • Auflösung: 1280×720 / 720p
  • WLAN, LAN
  • Nachtsicht-Funktion
  • Aufzeichnung auf SD-Karte, FTP-Upload
  • 2-Wege-Audio Kommunikation,
  • Geräuscherkennung

Netatmo Welcome

Vorteile

  • Gutes Videobild
  • Lokale, verschlüsselte Speicherung der Videos in der Kamera
  • Personen/Gesichter-Identifizierung durch lokale Kamera-Software
  • Zuhause/Abwesend-Funktion durch Gesichter-Erkennung (leider kein Geofencing)
  • Betrachten der Videos und Benachrichtigung/Push über Cloud-Dienst, dadurch Cloud-Dienst zwingend erforderlich
  • keine Abo-Gebühren

Nachteile

  • bisher ist es nicht möglich, Teilbereich des Videobildes von der Überwachung/Identifizierung auszuschließen (z.B. den Fernseher)

Preis: ca. 170€ bei Amazon*
Unser Testbericht und andere Artikel zur Netatmo-Welcome Kamera.

Nest Cam / Nest Cam IQ

Vorteile

  • Gutes Videobild
  • Viele Funktionen wie “Nachverfolgung” von Bewegungen (Nur bei Nest Cam IQ), Personen-Erkennung etc.
  • Zuhause/Abwesend-Funktion

Nachteile

  • Cloud-Dienst zwingend erforderlich
  • kein lokales live-Videostreaming an NAS möglich (synology surveillance station)
  • Abo-Gebühren (nur sehr eingeschränkte, kostenlose Nutzung ohne Abo möglich)
  • Videobild wird dauerhaft in die Nest-Cloud gestreamt und dort ausgewertet (Bandbreite für Upload beachten)

Preis: ca. 140 € bei Amazon* (Nest Cam Indoor)
Unser Testbericht zur Nest Cam Indoor.

Netgear Arlo (Indoor/Outdoor)

Vorteile

  • Gutes Videobild
  • Auflösung je nach Modell 720p bis 1080p
  • Akku-Betrieb der Kameras, kein Stromanschluss erforderlich
  • Sirene in Kamera-Zentrale integriert
  • 2-Wege Audio-Funktion

Nachteile

  • Keine dauerhafte Video-Aufzeichnung möglich, da Betrieb der Kameras über Akku (120 Sekunden-Videos bei Bewegung oder Geräusch)
  • kein lokales live-Videostreaming an NAS möglich (synology surveillance station)
  • Cloud-Dienst zwingend erforderlich
  • Abo-Gebühren (eingeschränkte, kostenlose Nutzung ohne Abo möglich)

Preis: ab ca. 170 € bei Amazon* (Netgear Arlo HD, Zentrale und 1 Kamera)
Unser Netgear Arlo Pro Testbericht

Anzeige / Letzte Aktualisierung am 18.04.2024 um 11:04 Uhr / Affiliate Links* / Bilder: Amazon

Canary Überwachungskamera

 

Canary Indoor Überwachungskamera
Canary Indoor Überwachungskamera

Vorteile

  • Gutes Videobild
  • Viele Funktionen wie Personen/Haustier-Erkennung etc.
  • Cloud-Dienst zwingend erforderlich
  • Videobild wird lokal ausgewertet und erst im “Alarm”-Fall in die Cloud geladen
  • Zuhause/Abwesend-Funktion

Nachteile

  • Abo-Gebühren (eingeschränkte, kostenlose Nutzung ohne Abo möglich)
  • kein lokales live-Videostreaming an NAS möglich (synology surveillance station)

Preis: ca. 170 € bei Amazon*
Unser Testbericht zur Überwachungskamera von Canary.

Gigaset Elements

Vorteile

  • komplette Überwachungs/Smarthome-Lösung mit Tür/Fenstersensoren, Rauchmelder, Bewegungssensor, Wassersensor, schaltbarer Steckdose, Schalter und Indoor-Kamera
  • einfache Einrichtung und Bedienung
  • kompakte Überwachungskamera

Nachteile

  • bestimmte Funktionen (z.B. Zonen für Bewegungserkennung festlegen) erfordern kostenpflichtiges Abo

Preis: Starterset mit  Türsensor und Bewegungssensor ca. 80€ bei Amazon* (ohne Kamera)
Preis für die (neue) Kamera, die auch ohne das Elements Alarmsystem (Zentrale) funktioniert:
ca. 130 € bei Amazon*
Unser Testbericht zum Gigaset Elements Alarmsystem (ohne Kamera getestet)

Vergleich: Outdoor-Überwachungskameras zur Hausüberwachung

Einfache Netzwerk-Kameras verschiedener Hersteller – Beispiele:

Wansview W2 IP Outdoor-Kamera

  • Auflösung: 1080P 1920×1080, 30fps
  • WLAN, LAN
  • Nachtsicht
  • ca. 70 € bei Amazon.

INSTAR IN-5905HD Wlan IP-Kamera

  • Auflösung: 1280×720 / 720p
  • WLAN, LAN
  • Nachtsicht
  • Speicher auf SD-Karte
  • FTP-Upload
  • Alarm Ein- und Ausgang
  • ca. 190 € bei Amazon*

Netatmo Presence

Netatmo Presence Outdoor-Kamera
Netatmo Presence Outdoor-Kamera

Vorteile

  • Gutes Videobild
  • gute Verarbeitung der Kamera
  • Lokale, verschlüsselte Speicherung der Videos in der Kamera
  • Personen/Tier/Auto-Erkennung durch lokale Kamera-Software
  • Betrachten der Videos und Benachrichtigung/Push über Cloud-Dienst
  • Automatischer Upload der aufgenommenen Videos auf FTP-Server oder Dropbox möglich
  • LED-Flutlicht/IR-Nachtsicht aktivierbar bei Ereignissen (z.B. Person/Auto/Tier erkannt)
  • keine Abo-Gebühren

Nachteile

  • kein lokales live-Videostreaming an NAS möglich (synology surveillance station)

Preis: ca. 275 € bei Amazon*
Unser Testbericht zur Netatmo Presence Kamera

Ring Spotlight Cam

Ring Spotlight Cam

Vorteile

  • integriertes LED-Licht
  • einfache Montage und Bedienung
  • gute Bildqualität
  • zwei-Wege-Audiofunktion
  • Anbindung an Automatisierungsplattform Ifttt
  • integrierte Sirene

Nachteile

  • Cloud-Dienst zwingend erforderlich
  • teilweise Verzögerung bei Aktivierung des Livestreams
  • noch keine Geofencing-Funktion (automatische Anwesend/Abwesend Schaltung)

Preis: ca. 209 € bei Amazon*
Unser Ring Spotlight Cam Testbericht

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Nest Cam Outdoor

Vorteile

  • Gutes Videobild
  • hoher Funktionsumfang

Nachteile

  • Cloud-Dienst zwingend erforderlich
  • Videobild wird dauerhaft in die Nest-Cloud gestreamt und dort ausgewertet (Bandbreite für Upload beachten)
  • kein lokales live-Videostreaming an NAS möglich (synology surveillance station)
  • Abo-Gebühren (sehr eingeschränkte, kostenlose Nutzung ohne Abo möglich)

Preis: ca. 230€ bei Amazon*
Unser Nest Cam Outdoor Testbericht

Canary Flex

Vorteile

  • Betrieb mit oder ohne Kabel

Nachteile

  • Cloud-Dienst zwingend erforderlich
  • kein lokales live-Videostreaming an NAS möglich (synology surveillance station)
  • Abo-Gebühren (eingeschränkte, kostenlose Nutzung ohne Abo möglich)

Die Außenkamera Canary Flex ist für ca. 250€* z.B. bei Amazon erhältlich.

Netgear Arlo (Indoor/Outdoor)

siehe oben bei Indoor-Kameras

Überwachungskameras im Vergleich: Unsere Praxiserfahrungen

Wir hatten in den letzten Jahren verschiedene Überwachungskameras über lange Zeit in Betrieb – sowohl reine IP-Kameras (günstige Wansview Indoor-Kamera), als auch “Cloud-basierte” Kameras wie z.B. Canary (indoor), Netatmo (Welcome und Presence), Netgear Arlo und die Kameras von Nest.

Alle von uns getesteten Überwachungskameras erfüllen grundsätzlich ihren Zweck und keine Kamera ist in unseren Tests ausgefallen – selbst eine 60€-Kamera lief über Jahre hinweg im Dauerbetrieb völlig problemlos. Es hängt nun von den eigenen Anforderungen ab, welches System infrage kommt:

Wer unabhängig von Cloud-Diensten sein möchte und die aufgenommenen Videos bei sich (z.B. in der Synology Surveillance Station) auswerten möchte, wird sich für eine der zahlreich angebotenen Netzwerk-Kameras entscheiden. Keine der von uns getesteten “Cloud”-Kameras bietet die Möglichkeit, die Videos lokal abzugreifen. Wir würden jedoch unbedingt empfehlen, die Netzwerk-Kamera nicht aus dem Internet erreichbar zu machen, da schon zahlreiche Sicherheitslücken in diesen Kameras entdeckt wurden (Firmware-Updates gibt es gar nicht oder nur selten).

Ereignisprotokoll Netatmo Welcome mit Gesichtserkennung

Wer Funktionen wie zum Beispiel eine Personen-Identifizierung, An- und Abwesenheitserkennung, einfacher Zugriff per App und Ähnliches nutzen möchte, wird eher zu einer der cloud-basierten Kameras greifen. Hier sollte man auf die eventuell anfallenden Abo-Gebühren achten bzw. prüfen, wie weit die Funktionen eingeschränkt sind, wenn man kein kostenpflichtiges Abo abgeschlossen hat.

Auch sollte man sich überlegen, ob man grundsätzlich mit einem dauerhaften Live-Stream aus dem eigenen Zuhause zum Hersteller leben kann (Nest Kameras), oder ob man lieber nur kurze Video-Clips bei einer Bewegungserkennung (im Abwesenheitsmodus) an den Hersteller übertragen möchte (z.B. Canary). Wie oben schon erwähnt geht Netatmo hier einen Mittelweg, indem die aufgezeichneten Videos auf den Kameras bleiben, bis sie vom Nutzer (über die Server des Herstellers) zum eigenen Smartphone gestreamt werden.

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Author

Martin berichtet seit 2013 über Smart Home-Themen und ist Mitherausgeber von Housecontrollers.de.